Ihre Leistungen sind kaum messbar. Kein Eigentümer wacht über ihre Performance. Und doch lassen sich moderne Managementmethoden auch auf Stiftungen anwenden. Wie das geht, zeigt ein neues Buch.
Jedes Jahr verteilen Stiftungen rund 1 Mrd. Fr., also rund 130 Fr. je Schweizer. Stiftungen beschäftigen mehr als 100 000 Menschen. Das entspricht 2,5% der werktätigen Bevölkerung. Für die Wirtschaftswissenschaften ist das Stiftungswesen aber noch weitgehend Neuland. Während Manager normaler Unternehmen zu jedem Aspekt ihrer Tätigkeit ein Handbuch finden, gab es bislang keine Anleitung zum Management von Stiftungen. SwissFoundations, der Verband der grossen Förderstiftungen, hat diese Lücke nun geschlossen: Mit dem Buch «Professionelles Management von Stiftungen» gibt er den Stiftungsräten und Geschäftsführern der 12 000 «klassischen» Stiftungen (ohne Vorsorgestiftungen etc.) nun zum ersten Mal einen wissenschaftlich fundierten Leitfaden an die Hand.
Stiftungen unterscheiden sich in zwei wesentlichen Aspekten von «normalen» Unternehmen: Zum einen fehlen den Stiftungen Eigentümer, welche die Tätigkeit der Organisationen anleiten und kontrollieren. Zum anderen ist die Wirkung von Stiftungen nur schwer zu messen. Bei Unternehmen ist die Rendite, der «Return on Investment», das Mass. Welche (soziale) Rendite aber bringt die Förderung junger Künstler oder der Betrieb eines Altersheims? Ist es wirkungsvoller ein Kinderheim zu betreiben oder mit einer Öffentlichkeitskampagne Einfluss auf die Politik zu nehmen?
Die Autoren des Buches, Niklas Lang und Peppi Schnieper, unterscheiden drei Stufen der Stiftungstätigkeit. Stiftungen vom Typ «Gift Givers» sind eher reaktiv. Sie warten auf Gesuche und tragen dann oft nur einen kleinen Teil der Projektkosten, um ihr Risiko zu minimieren. «Social Investors» hingegen sind bereit, sich stärker in ihrem Tätigkeitsfeld und den Projekten zu engagieren. Sie kennen den Markt und wollen etwas erreichen. «Social Entrepreneurs» schliesslich gehen proaktiv vor. Statt auf Gesuche zu warten, lancieren sie die Projekte, von denen sie sich die grösste Wirkung versprechen, oft selbst. In diesem Fall ist Projektentwicklung und -management der zentrale Wertschöpfungsprozess der Stiftungen.
Bis dahin ist es im Fall vieler Stiftungen aber noch ein weiter Weg. «Tatsächlich sind viele Stiftungen versteinert, sie sind Fossilien der Gemeinnützigkeit», stellt Philipp Egger fest. Mit dem von ihm herausgegebenen Buch haben die Verantwortlichen dieser Stiftungen nun ein durchgängiges Konzept, um ihre Institutionen zu revitalisieren. Dank vielen Zitaten aus Interviews mit Stiftungsräten und einem klaren Aufbau, ist das Buch ausserdem gut zu lesen. Der Leitfaden ist eine gute Investition, aber für 68 Fr. kein Schnäppchen. Im Sinne des Wertschöpfungsprozesses «Dissemination» (Englisch für Verbreitung) stellt sich die Frage, ob SwissFoundations das Buch nicht besser kostenlos abgeben würde.
Das Buch ist nicht die einzige Initiative von SwissFoundations zur Verbesserung des Managements von Stiftungen. Derzeit konkurrieren die Universitäten Basel und Freiburg um den Aufbau eines interdisziplinären Kompetenzzentrums für Stiftungswesen und Philanthropie in der Schweiz. Am 16. Januar präsentieren die beiden Unis ihre Vorzüge, und im Februar wird möglicherweise bereits über den Standort entschieden. Mit beiden Initiativen strebt SwissFoundations das gleiche Ziel an: Vom zufälligen «Tue Gutes» zum professionellen «Tue Gutes wirksam» zu gelangen. mic
Niklas Lang, Peppi Schnieper: «Professionelles Management von Stiftungen – Ein Leitfaden für Stiftungspraktiker». Herausgegeben von SwissFoundations. Helbing Lichtenhahn Verlag, Basel, 2007. 238 Seiten. 68 Fr. Das Buch kann bei SwissFoundations bestellt werden: www.swissfoundations.ch