Regenwälder bekommen eigenen Finanzmechanismus

Bei Gipfel vor der UN-Klimakonferenz soll ein neuer Fonds geschaffen werden

Ein Baum im Wald ist wertlos. Dieses Dilemma soll ein neuer Fonds lösen, der Entwicklungsländer dafür belohnt ihre Wälder zu schützen. Ob der Fonds die dafür erforderlichen Mittel erwirtschaften kann, ist allerdings umstritten.

Im Vorfeld der 30. UN-Klimakonferenz (COP30) nächste Woche in Belém, Brasilien, findet morgen und übermorgen dort ein Treffen von Staats- und Regierungschefs statt. Dabei soll ein neuer Finanzmechanismus zum Schutz der Regenwälder aus der Taufe gehoben werden, die Tropical Forest Forever Facility (TFFF). Wie der Name sagt, soll dieser Mechanismus dafür sorgen, dass die Tropenwälder der Erde “für immer” erhalten bleiben. Dazu sollen die 74 Länder mit solchen Wäldern jährlich eine Prämie von vier Dollar pro Hektar Regenwald erhalten. Sollte die Satellitenüberwachung der Wälder aber zeigen, dass die Waldfläche geschrumpft ist, wird den Ländern pro Hektar verlorenem Wald 400 bis 800 Dollar abgezogen. [1] So bekommen bestehende Wälder einen finanziellen Wert, was bislang noch fehlt.

Wertvoll. Die Klimakonferenz findet dieses Jahr in der grössten Stadt im Amazonaregenwald statt, Belém. (Foto: Unbekannt / rawpixel)
Wertvoll. Die Klimakonferenz findet dieses Jahr in der grössten Stadt im Amazonaregenwald statt, Belém. (Foto: Unbekannt / rawpixel)

Aktuell gibt es rund eine Milliarde Hektar tropischen Regenwalds auf der Welt (10 Millionen Quadratkilometer). Bei einer Prämie von vier Dollar pro Hektar schüttet die TFFF folglich bis zu vier Milliarden Dollar pro Jahr aus. Um das zu finanzieren soll ein 125-Milliarden-Dollar-Fonds aufgelegt werden, der das Kapital in Staatsanleihen investiert und so eine Rendite erwirtschaftet. Der Grundstock dieses Fonds sind 25 Milliarden Dollar an Staatsgeld. Brasilien hat bereits eine Milliarde zugesagt. [2] Weitere Zusagen werden einerseits von klassischen Geberländern wie Deutschland, Norwegen oder Grossbritannien und andererseits von “Entwicklungsländern” wie Indonesien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Singapur und vielleicht sogar Saudi-Arabien erwartet. [3]

Basierend auf diesem Grundstock an staatlichen Geldern sollen dann weitere 100 Milliarden Dollar am Kapitalmarkt beschafft werden. Damit das zu günstigen Zinsen möglich ist, akzeptieren die Geberländer, dass ihr Beitrag nachrangig ist. Wie bei allen Investitionen an Finanzmärkten besteht also ein gewisses Risiko, sagt João Paulo de Resende vom brasilianischen Finanzministerium: “Es besteht ein gewisses Risiko. In ganz außergewöhnlichen Jahren wie der Coronapandemie oder der Finanzkrise von 2008 kann es erforderlich sein, Zahlungen auszusetzen.” [3] Doch das werde “viel seltener vorkommen” als bei herkömmlicher Entwicklungshilfe, die von einem Tag auf den anderen wegfallen kann. So erhalten die Länder mit Tropenwäldern eine relativ verlässliche Einnahmequelle.

Der Fonds hat aber auch seine Kritiker. Der Klimaökonom Max Matthey von der Universität Witten/Herdecke bezweifelt, dass das Finanzierungsmodell hält, was es verspricht: Der Fonds plant, sich Geld zu einem niedrigen Zinssatz zu leihen und dann in höher verzinsliche Anlagen zu investieren, um eine Rendite zu erzielen. Dies könne nicht dauerhaft funktionieren, da höhere Zinsen ein höheres Risiko widerspiegeln. Folglich seien die Zahlungen des Fonds eben nicht verlässlich. Matthey fragt daher: “Warum sollten wir die jährlichen Regenwaldprämien von der Volatilität der Anleihen aus Schwellenländern abhängig machen?”, und fordert eine klassische Finanzierung aus Entwicklungshilfegeldern. [4] Die Grundidee des TFFF unterstützt allerdings auch Matthey – einen finanziellen Anreiz für Länder mit Regenwäldern zu schaffen, diese zu schützen.

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[1] TFFF, 2025: An innovative financing mechanism to incentives long-term forest conservation at scale – Concept Note 3.0 (PDF)

[2] Reuters, 03.11.2025: Brazil’s Haddad says $10 billion for forest fund ‘possible’ in year one

[3] Climate Home, 24.10.2025: Political backing more important than money for new forest fund at COP30, Brazil says

[4] Max Matthey, 14.10.2025: Open Letter to State Secretary Jochen Flasbarth