Der Kakaopreis bricht uralte Rekorde

Die meisten Rohstoffpreise liegen auf Vorkriegsniveau

Wer gerne Schokolade isst, muss sich auf einen Preisschub einstellen: Kakao ist heute fast doppelt so teuer wie vor einem Jahr. Der Grund dafür sind schlechte Ernten in Westafrika aufgrund von mangelnden Investitionen der Kleinbauern, die dort Kakao produzieren.

Trotz der angespannten geopolitischen Lage mit Kriegen in Europa und im Mittleren Osten haben die Rohstoffpreise sich auf dem Niveau stabilisiert, auf dem sie vor dem russischen Überfall auf die Ukraine lagen. Öl, Gas und Kohle sind so billig wie vor drei Jahren. [1] Auch der Preisindex für Lebensmittel der Welternährungsorganisation (FAO) fällt seit Juni 2022 mehr oder weniger kontinuierlich. [2] Daran haben bislang auch die Probleme der Schifffahrt nichts geändert. Wegen der Huthi-Überfälle auf Frachtschiffe vor der Küste Jemens und dem Wassermangel im Panamakanal sind zwei der wichtigsten Routen beeinträchtigt. Das freut die Reeder, denn der Index für Containerfracht liegt heute doppelt so hoch wie noch vor zwölf Monaten, aber auf die anderen Rohstoffpreise hatte das bislang keinen Einfluss. [1]

Es gibt aber durchaus auffällige Preise: Uran ist fast doppelt so teuer wie vor einem Jahr. In den USA werden daher bereits geschlossene Uranminen wieder aktiviert, um von den hohen Preisen zu profitieren. [3] Ganz anders sieht es hingegen bei den Metallen aus, die für ein Energiesystem beruhend auf Erneuerbaren erforderlich sind: Lithium ist fast um zwei Drittel billiger als vor einem Jahr und auch Kobalt und Nickel sind um rund ein Fünftel gefallen. Die Befürchtung, dass die Energiewende durch einen Mangel an Rohstoffen oder sehr hohe Preise gebremst wird, war also unbegründet. Das Angebot wuchs schneller als die Nachfrage und daher gaben die Preise wieder nach. Damit hat sich eine Händlerweisheit erneut bestätigt: „Das Mittel gegen hohe Preise sind hohe Preise.“ Diese reduzieren entweder die Nachfrage oder stimulieren das Angebot und die Preise normalisieren sich daraufhin wieder.

Süsssauer. Auch beim Kakao müssen hohe Preise dafür sorgen, dass das Angebot steigt. (Foto: Nana Kofi Acquah / Nestlé / Flickr)
Süsssauer. Auch beim Kakao müssen hohe Preise dafür sorgen, dass das Angebot steigt. (Foto: Nana Kofi Acquah / Nestlé / Flickr)

Viel Aufmerksamkeit hat in den letzten Wochen auch der Goldpreis bekommen. Dieser liegt auf einem Allzeithoch. Derzeit kostet ein Gramm Gold knapp 70 Dollar. Das liegt einerseits an den Zentralbanken, die vermehrt Gold kaufen. Deren Nachfrage lag in den beiden letzten Jahren bei über 1000 Tonnen, rund doppelt so viel wie normal. [4] Zudem hilft die Aussicht auf fallende Zinsen dem Goldpreis. Die Inflation geht zurück und die Notenbanken haben Spielraum für Zinssenkungen. Und schließlich ist die turbulente geopolitische Lage natürlich positiv für den Goldpreis. Für viele Anleger ist das Edelmetall noch immer die beste Absicherung gegen die Fährnisse der Welt.

Richtig viel Geld verdient hat aber, wer sein Geld vor einem Jahr in Kakao investiert hat. Der Preis hat sich seither fast verdoppelt und übertrifft nun einen Rekord aus dem Jahr 1977. Der Grund dafür sind schlechte Aussichten bezüglich der Ernte in der Elfenbeinküste und Ghana, den beiden wichtigsten Kakaoproduzenten. Dieses Jahr droht die Produktion um 400.000 Tonnen unter dem Verbrauch zu liegen. [5] Damit wäre 2024 das dritte Jahr, in dem Lagerbestände abgebaut werden. Einen derartigen Rückgang der Lagerbestände hat es mindestens seit 1960 nicht gegeben. Und das Problem lässt sich auch nicht schnell beheben: Kakao wird nicht auf Plantagen angebaut, sondern von sehr vielen Kleinbauern. Diesen fehlen aber die Mittel, um alte Bäume durch junge Bäume zu ersetzen. Gleichzeitig steigt der Verbrauch. In den letzten 30 Jahren hat sich der Schokoladenkonsum global verdoppelt und wird weiter wachsen, da die meisten Menschen auf der Welt kaum Schokolade essen. Daher werden die Preise wohl länger hoch bleiben und vielleicht haben dann ja auch die westafrikanischen Kleinbauern genug Geld für neue Bäume.

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[1] Alle Preise: TradingEconomics, Stand 19.03.2024: Commodities

[2] FAO, Stand 19.03.2024: Food Price Index

[3] JapanTimes, 11.03.2024: Uranium firms revive forgotten mines as price of nuclear fuel soars

[4] NZZ, 15.03.2024: «Gold überrascht mit seiner Widerstandsfähigkeit»

[5] Bloomberg, 19.02.2024: The Meltdown in Chocolate Is Coming