Staatschefs wollen Kooperation beim Schutz des Regenwalds verbessern
Der Amazonasregenwald droht an einen Kipppunkt zu gelangen und abzusterben. Das wollen die acht Länder, die sich den Wald teilen, verhindern. Dazu wird die Kooperation in vielen Bereichen gestärkt werden. Zudem wollen die Länder mehr finanzielle Unterstützung durch die Industriestaaten.
Am Mittwoch ist in der brasilianischen Großstadt Belém ein Gipfeltreffen der acht Amazonasländer zu Ende gegangen. Damit haben sie eine Organisation wiederbelebt, die seit 14 Jahren keinen Gipfel mehr organisiert hat: die Organisation für Kooperation im Amazonas (ACTO). Bei einem Großteil der 113 Beschlüsse der „Deklaration von Belém“ geht es denn auch um eine Vertiefung der Zusammenarbeit zwischen den Ländern. [1] So soll ein wissenschaftliches Panel geschaffen werden, das wie der Weltklimarat (IPCC) regelmäßig Berichte zum Zustand des Regenwalds verfasst. Weiter ist geplant, in der brasilianischen Stadt Manaus eine Zentrale für die Zusammenarbeit der Polizei zu schaffen. Zudem soll ein einheitliches System zur Luftraumüberwachung geschaffen werden, um „illegalen Luftverkehr“ besser kontrollieren zu können, nicht zuletzt um den Drogenschmuggel einzudämmen. Zu ACTO gehören Bolivien, Brasilien, Ecuador, Guyana, Kolumbien, Peru, Surinam und Venezuela.
Zu Beginn des Treffens beschwor Brasiliens Präsident einen „Amazonas-Traum“: „Der Amazonas kann alles sein, was wir wollen: ein Amazonas mit grüneren Städten, mit saubererer Luft, mit quecksilberfreien Flüssen und Wäldern, die stehen gelassen werden.“ [2] Auf einen Stopp der Entwaldung konnten sich die Länder allerdings nicht einigen. Dies ist am Widerstand von Bolivien und Venezuela gescheitert. Alle anderen Länder hatten bereits bei der UN-Klimakonferenz im Jahr 2021 in Glasgow versprochen, den Waldverlust bis 2030 zu beenden. Der Amazonasregenwald hat bereits 17 Prozent seiner ursprünglichen Fläche verloren und jedes Jahr kommen tausende Quadratkilometer dazu. Wissenschaftler befürchten, dass der Regenwald an einen Kipppunkt gelangen könnte, ab dem der Wald den Wasserkreislauf in der Region nicht mehr aufrechterhalten kann und sich daher in eine Savannenlandschaft verwandelt. Das würde die Klimaerwärmung zusätzlich befeuern: „Die Erde würde sich um etwa 0,3 Grad zusätzlich erwärmen, wenn der Amazonasregenwald absterben würde“, sagt Niklas Beers vom Potsdam Institut. [3]
Umweltorganisationen sehen die „Deklaration von Belém“ denn auch kritisch: „Es ist ein erster Schritt. Für die Staatschefs war es wichtig zusammenzukommen, aber da ist nicht viel Konkretes drin. Es ist eine Liste sehr allgemeiner Versprechen. Es fehlte etwas Kraftvolleres“, sagte Marcio Astrini vom Klimaobservatorium, einem Netzwerk brasilianischer Umweltorganisationen. „Wir leben in einer Welt, die schmilzt. Wir brechen ständig Temperaturrekorde. Wie kann es sein, dass die Präsidenten von acht Amazonas-Ländern in einer 22-seitigen Erklärung nicht klar zum Ausdruck bringen können, dass die Abholzung gestoppt werden muss?“ [3] Positiver sah es hingegen Anders Larsen von der Regenwaldstiftung Norwegen: „Mit dem Plan dieses Gipfels und der kontinuierlichen Verringerung der Entwaldung sollte die internationale Gemeinschaft ihr Geld für den Klimaschutz hier einsetzen.“ [4] Damit greift Larsen eine Forderung von Da Silva auf. Dieser hatte finanzielle Unterstützung von den Industriestaaten angemahnt: „Reiche Länder, die ihre Wälder bereits zerstört haben, müssen Verantwortung für die Finanzierung unserer Entwicklung übernehmen. Die Natur braucht Geld.“ [4]
Im Anschluss an den Gipfel der ACTO-Länder stießen Vertreter von Indonesien sowie Kongo-Kinshasa und Kongo-Brazzaville zu dem Treffen dazu. Die elf Länder veröffentlichten dann eine weitere, deutlich knappere Erklärung. [5] Dadurch wird eine Initiative von da Silva gestärkt. Dieser hat bei der letztjährigen UN-Klimakonferenz angekündigt, ein „Kartell der Regenwaldländer“ zu gründen. Diese sollten bei Klimakonferenzen enger zusammenarbeiten, nicht zuletzt um mehr finanzielle Unterstützung von den Industriestaaten zu bekommen. Nach dem Treffen in Belém dürfte diese Allianz bei der diesjährigen Konferenz in Dubai noch selbstbewusster auftreten.
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[2] Guardian, 08.08.2023: Brazilian president Lula pledges ‘new Amazon dream’ at rainforest summit