Alle Jahr wieder

Die Welt unternimmt noch immer viel zu wenig im Kampf gegen die Klimakrise

Noch steigen die globalen Emissionen. Dabei müssen sie in den nächsten acht Jahren um rund 40 Prozent sinken, um die Erwärmung bei 1,5 Grad stoppen zu können. Um diese Trendwende zu schaffen, reichen kleine Verbesserungen länger nicht aus.

„Während die Energiewende an Fahrt gewinnt, zeichnet sich ein klareres Bild unserer wahrscheinlichen Klimazukunft ab: Wir sind noch lange nicht auf dem Weg, unsere Klimaziele zu erreichen, aber weitaus besser als in den schlimmsten Szenarien von vor einem Jahrzehnt“, sagt der Klimawissenschaftler Zeke Hausfather. [1] Damals war eine Erwärmung um drei bis vier Grad durchaus möglich. Weil immer mehr Länder Klimaschutz betreiben, ist es gelungen, die Emissionen beinahe zu stabilisieren. In den letzten Monaten haben etwa die USA mehrere milliardenschwere Klimagesetze verabschiedet, die EU will wegen des Kriegs in der Ukraine die Emissionen stärker senken als bislang geplant und Australien und Brasilien haben Klimaleugner abgewählt. Aber ein neuer Bericht des UN-Umweltprogramms Unep zeigt, dass all dies nicht ausreicht: Es wurde bislang „kein glaubwürdiger Pfad“ geschaffen, um die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. [2]

Ruhe vor dem Sturm. Die bevorstehende COP wird mehr Teilnehmer haben als jede Klimakonferenz zuvor. (Foto: piblicdomainpictures)
Ruhe vor dem Sturm. Die bevorstehende COP wird mehr Teilnehmer haben als jede Klimakonferenz zuvor. (Foto: piblicdomainpictures)

Mit den bestehenden Klimazielen der Länder wird die Temperatur Ende des Jahrhunderts 2,4 Grad höher sein, als zu Beginn der industriellen Revolution. Das setzt allerdings voraus, dass alle Länder ihre Klimaziele für 2030 erreichen und die ärmeren Länder genügend Unterstützung für den Klimaschutz erhalten. Damit lägen die globalen Emissionen im Jahr 2030 bei 52 Milliarden Tonnen CO2. [3] Um die Erwärmung bei 1,5 Grad zu stoppen, müssten die Emissionen allerdings um 40 Prozent tiefer liegen. Aus Sicht von Inger Andersen, der Unep-Chefin, sind daher kurzfristige, drastische Emissionsreduktionen erforderlich: „Wir hatten unsere Chance, schrittweise Veränderungen vorzunehmen, aber diese Zeit ist vorbei. Nur eine tiefgreifende Umgestaltung unserer Wirtschaft und Gesellschaft kann uns vor einer sich beschleunigenden Klimakatastrophe bewahren.“ [2]

Diese Transformation müsse alle Sektoren umfassen, von der Stromerzeugung, über Industrie, Transport, Gebäude bis hin zu Landwirtschaft und Finanzwesen. Zudem reicht es nicht, nur die CO2-Emissionen zu senken. Die neuesten Zahlen der Weltwetterorganisation (WMO) zeigen, dass der Methangehalt in der Atmosphäre letztes Jahr stärker angestiegen ist, als je zuvor gemessen wurde. Warum das so ist, muss allerdings noch geklärt werden: „Der Grund für diesen außergewöhnlichen Anstieg ist nicht klar, scheint aber sowohl auf biologische als auch auf vom Menschen verursachte Prozesse zurückzuführen zu sein“, schreibt die WMO. [4] Und auch die Emissionen des drittwichtigsten Treibhausgases, Lachgas, haben sich beschleunigt. Auch WMO-Chef Petteri Taalas fordert daher eine systemweite Transformation. Gleichzeitig sagt er aber auch: „Die erforderlichen Veränderungen sind bezahlbar und technisch machbar.“ [4]

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[1] Zeke Hausfather, 27.10.2022: Tweet

[2] Unep, 27.10.2022: Inadequate progress on climate action makes rapid transformation of societies only option

[3] Unep, 27.10.2022: The Closing Window – Climate crisis calls for rapid transformation of societies (PDF)

[4] WMO, 26.10.2022: WMO records biggest increase in methane concentrations since start of measurements