Eine Hitzewelle und Regenmangel beeinträchtigt die Stromerzeugung mit Wasserkraft
Chinas Wirtschaft leidet unter den harschen Coronamaßmahnen und einer Immobilienkrise. Nun kommen Fabrikschließungen wegen Strommangels dazu. Nicht zuletzt deswegen wurden die Wachstumsaussichten nach unten korrigiert.
Die gesamte Nordhalbkugel der Erde leidet derzeit unter Dürre. Nicht nur in Europa, sondern auch in den USA und China bleibt der Regen aus. In China ist das Einzugsgebiet des Jangtse betroffen. Dieser entspringt im Himalaya und fließt dann nach Osten, durch die Großstädte Chongqing und Wuhan bevor er bei Schanghai schließlich ins ostchinesische Meer mündet. Doch viele der Zuflüsse des drittlängsten Flusses der Welt drohen auszutrocknen. Der Grund ist eine Hitzewelle mit Temperaturen von über 40 Grad in vielen Städten, die nun schon seit rekordlangen 72 Tagen andauert. [7] Zudem mangelt es an Regen. Im Jangtse-Einzugsgebiet ist dieses Jahr nur halb so viel Regen gefallen wie in einem normalen Jahr.
Die Dürre sorgt insbesondere in der südwestlichen Provinz Sichuan für Probleme. Sichuan bezieht 80 Prozent seiner Elektrizität aus Wasserkraft, doch die Stauseen sind kaum noch gefüllt. [1] Gleichzeitig ist der Strombedarf wegen der Hitze besonders hoch. Aus diesem Grund hat die Provinzregierung angeordnet, dass Fabriken ihre Produktion einstellen. Betroffen davon sind viele auch in Europa bekannte Marken: Toyota, der iPhone-Produzent Foxconn, Tesla oder Intel. Sichuan ist zudem der größte Produzent von Lithium, weswegen die Preise für die Batterien von Elektroautos steigen könnten. Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat bereits ihre Wachstumsprognose für China gesenkt. Als einer der Gründe wurde dabei die Dürre genannt. [2] Diese ist schließlich auch ein Problem für die Landwirtschaft und die Zentralbank: Wegen der Dürre ist der Preis für Gemüse 12,9 Prozent höher als vor einem Jahr und befeuert damit die Inflation. [3]
Zurzeit liegt noch keine Studie des Wissenschaftlerkollektivs der World Weather Attribution Initiative vor, die den Einfluss des Klimawandels auf das Extremwetter in China quantifiziert. Untersucht wurde hingegen eine Dürre im Jahr 2019 in der gleichen Gegend Chinas. Die Autoren der Studie kamen zum Schluss, dass diese Dürre wegen des Klimawandels sechsmal wahrscheinlicher geworden war als ohne Klimaerwärmung. [4] Diese beeinflusst Dürren vor allem durch zwei Mechanismen: Zum einen ist die Verdunstung größer, sodass Böden schneller austrocknen. Und zum anderen beeinflusst der Klimawandel die zeitliche Verteilung der Niederschläge: Es gibt mehr Starkregenereignisse, bei denen das Wasser abfließt statt zu versickern, aber insgesamt weniger Regentage. [5] Aus Sicht von Chen Lijuan, der Chefmeteorologin des chinesischen Wetterdienstes, ist der Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und den Dürren eindeutig. Chen warnt daher: „Wir müssen der Tatsache ins Auge blicken, dass Hitzewellen in der Zukunft häufig auftreten werden. Das wird die neue Normalität sein“, sagte Chen gegenüber der britischen Zeitung The Guardian. [1]
Wie in Deutschland, wo wegen des niedrigen Wasserstands im Rhein „Hungersteine“ gefunden wurden, profitieren auch in China die Archäologen von der aktuellen Dürre. In der Stadt Chongqing wurden auf dem trocken gefallenen Flussbett des Jangtse drei Buddhastatuen gefunden, die 600 alt sein sollen. [6] Im Gegensatz zu den Hungersteinen, die als Warnung an zukünftige Generationen dienen, ist allerdings nicht klar, was uns die Statuen sagen sollen. Man muss nicht erleuchtet sein, um zu erkennen, dass die häufigeren und heftigeren Dürren ein immer größeres Problem darstellen.
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[1] Guardian, 22.08.2022: China drought causes Yangtze river to dry up, sparking shortage of hydropower
[2] CNN, 19.08.2022: China issues first nationwide drought alert in 9 years
[3] CNN, 17.08.2022: China’s worst heatwave in 60 years is forcing factories to close
[5] WWA, Stand 22.08.2022: Über Extremwetter und den Klimawandel berichten (PDF)
[6] CNN, 22.08.2022: Yangtze River waters reveal Buddhist statues