UN-Konferenz beschliesst, globalen Kampf gegen Umweltverschmutzung aufzunehmen
Bislang galt Umweltverschmutzung als lokales Problem, dabei findet sich der Plastikmüll des einen längst auf dem Fischteller des anderen. Nun wollen die Länder gemeinsam gegen die Vermüllung der Erde vorgehen.
Neun von zehn Menschen atmen Luft, deren Verschmutzung die Grenzwerte der Weltgesundheitsorganisation WHO verletzt. Jedes Jahr enden zwischen fünf und 13 Millionen Tonnen Plastikmüll in den Ozeanen. Über 80 Prozent des Abwassers wird ungeklärt in Gewässer eingeleitet. [1] Der Planet vermüllt. Dieser Missstand war das Thema der alle zwei Jahre stattfindenden UN-Umweltversammlung Unea, die am Mittwoch in Kenias Hauptstadt Nairobi zu Ende gegangen ist. Dort redete der Chef des UN-Umweltprogramms Unep, Erik Solheim, den Ländern ins Gewissen: Die Vermüllung sei „ein Umweltdesaster, dass durch Faulheit verursacht wird und mit einer gesunden Dosis von politischem Willen gelöst werden kann.“ [2] Aus Sicht von Solheim ist dem die Welt in Nairobi ein Stück näher gekommen. Die Konferenz sei ein „erstaunlicher Erfolg“ gewesen. [3]
Solheims Nachfolger als Umweltminister von Norwegen, Vidar Helgesen, teilt diese Einschätzung: „Die Sprache in der Resolution ist sehr stark“ und der Auftrag klar: „Wir haben jetzt einen Konsens, die Schaffung eines rechtlich verbindlichen Instruments zu prüfen und das wird jetzt auf internationaler Ebene in den nächsten 18 Monaten getan.“ [4] Der Kampf gegen die Vermüllung sei aber nicht nur eine Aufgabe „der UNO und der Regierungen“ betonte Solheim. Aus diesem Grund wurden im Rahmen der Unea Selbstverpflichtungen von Städten, Firmen, der Zivilgesellschaft und Einzelpersonen gesammelt – knapp 2,4 Millionen. [5] Für Solheim zeigt das: „Dies ist eine globale Herausforderung und es gibt weltweit den Wunsch diesen Kampf gemeinsam zu gewinnen.“ [6]
Wie dringend Fortschritte sind, zeigt sich etwa bei Quecksilber. Dieses Jahr ist die Minamata Konvention in Kraft getreten, die Emissionen des Flüssigmetalls verhindern soll. Bei der ersten Vertragsstaatenkonferenz wurden die Haare von 180 Teilnehmern aus 75 Ländern getestet. Dabei zeigte sich, dass die meisten Diplomaten Quecksilberkonzentrationen im Körper hatten, die als gesundheitsschädlich gelten und Hirnschäden verursachen können. [3] Ob die neue Konvention greift, werden zukünftige Haartests zeigen.
Ein Erfolg konnte dieses Jahr zudem bei der Abschaffung besonders schädlicher Klimagase erzielt werden. Bislang durften ozonschädliche Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKWs) durch FKWs ersetzt werden. Letztere haben aber pro Molekül eine Treibhauswirkung, die mehr als 10‘000-fach stärker ist als die von CO2. Aus diesem Grund wurde das Montreal Protokoll zum Schutz der Ozonschicht durch einen Zusatz ergänzt – das ‚Kigali Amendment‘. Im November haben nun genügend Länder diesen Zusatz ratifiziert, sodass er zu Beginn des Jahres 2019 in Kraft tritt.
Wie diese Einzelmassnahmen zusammenspielen, erklärte EU-Umweltkommissar Karmenu Vella: „Wir sollten dem Beispiel unserer Klimakollegen folgen: Wir müssen die Herausforderung auf handhabbare Einzelaufgaben herunterbrechen. So behalten wir ein Auge auf dem grossen Ziel, aber wir erreichen es durch effektive Massnahmen in einzelnen Segmenten.“ [7] Vellas Verweis aufs Klima wird die Klimadiplomaten freuen. Beim Tempo dienen die Klimaverhandlungen aber nur bedingt als Vorbild. Schliesslich hat es 21 Jahre gedauert, bis sich die Welt aufs Paris Abkommen geeinigt hat. mic
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[1] Unep, 15.10.2017: Towards a pollution-free planet (PDF)
[2] CBS News, 04.12.2017: U.N. environment chief warns “we’re facing an ocean Armageddon”
[3] Unep, 06.12.2017: Day Three of the Environment Assembly: highlights
[5] Unep, Stand 07.12.2017: Beat pollution
[6] Unep, 06.12.2017: World commits to pollution-free planet at environment summit