Wiederentdeckte Versuchsfläche zeigt Nutzen von Düngung mit Orangenschalen
Der Wettbewerb ist hart im Orangensaftgeschäft. Da fallen auch die Kosten für die Entsorgung von Orangenschalen ins Gewicht. Daher wäre ein erfolgsversprechender Ansatz zur Wiederaufforstung beinahe unentdeckt geblieben.
In dieser Geschichte geht es um Orangenschalen, einen Gerichtsprozess und eine Wiederentdeckung. Im Jahr 1995 begann die costaricanische Firma Del Oro mit der Produktion von Orangensaft. Die Saftfabrik lag knapp ausserhalb des Naturschutzgebiets Guanacaste, einer Welterbestätte der UN-Kulturorganisation Unesco. Dort waren die Ökologen Daniel Janzen und Winnie Hallwachs von der US-Universität Princeton als Forscher und Berater tätig. Diese machten Del Oro einen Vorschlag zur Schalenproblematik: Wenn die Firma einen Teil ihres Lands an das Schutzgebiet abtritt, darf sie kostenlos Orangenschalen im Park abladen. Zur Schalenentsorgung bestimmten sie eine drei Hektar grosse Fläche, deren Boden durch Rodung und Überweidung ausgelaugt war. Dort deponierte Del Oro während des Jahres 1997 dann 12‘000 Tonnen Orangenschalen. Doch das missfiel einem Konkurrenten, TicoFruit. Die Firma klagte und gewann: Das oberste Gericht Costa Ricas kam zum Schluss, dass Del Oro das Naturschutzgebiet „besudelt“ habe. Das Schalenprojekt war damit am Ende und geriet in Vergessenheit.
16 Jahre später suchte der Nachwuchswissenschaftler Timothy Treuer dann nach einem Forschungsprojekt. In einem Gespräch mit Janzen erinnerte sich dieser dann wieder an Del Oros Schalen. Bei einem Besuch in Costa Rica entschied sich Treuer kurz darauf, nach der Schalenkippe zu suchen. Das Gelände „war so überwuchert mit Bäumen und Schlingpflanzen, dass ich noch nicht mal das drei Meter lange Schild sehen konnte, das die Versuchsfläche markierte, obwohl es nur wenige Meter von der Strasse entfernt war“, erzählte Treuer. [1] „Während ich in angrenzenden Gebieten über Steine und totes Gras lief, musste ich mich auf der Orangenschalen-Deponie durchs Unterholz kämpfen und einen Pfad durch Wände von Rankpflanzen schlagen.“ [1] Damit hatte er sein nächstes Forschungsprojekt gefunden: „Ich wusste, dass wir robuste Messmethoden brauchen würden, um zu Quantifizieren, was geschah.“ [1]
So begann Treuer, Bäume zu zählen. Zum Vergleich diente ihm dabei das Gelände auf der anderen Strassenseite, wo keine Orangenschalen deponiert worden waren. Die Unterschiede waren dramatisch: Auf dem mit Orangenschalen gedüngten Boden wuchsen dreimal soviele Baumarten wie auf dem ungedüngten Boden. Ausserdem war die Menge an hölzerner Biomasse 176 Prozent höher. Bodenproben zeigten zudem, dass der gedüngte Boden deutlich mehr Nährstoffe enthielt. [2] Im Hinblick auf das im Holz gebundene CO2 sagte Treuer: „Dies ist der einzige Fall, von dem ich je gehört habe, wo man der Atmosphäre CO2 entzieht und damit Kosten spart.“ [1] Gemeint sind die Entsorgungskosten für die Orangenschalen derentwegen PicoFruit einen Wettbewerbsnachteil gegenüber Del Oro fürchtete. David Wilcove, ein Co-Autor der im Wissenschaftsmagazin ‚Restoration Ecology‘ publizierten Studie, hofft denn auch, dass es nicht der einzige Fall bleiben wird: „Ich bin sicher, wir werden viele Möglichkeiten finden, wo man mit den Resten der industriellen Nahrungsmittelproduktion die tropischen Wälder zurück bringen kann. Das ist das bestmögliche Recycling.“ [1] mic
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