Eine Klasse von Super-Treibhausgasen wird bis 2050 weitgehend abgeschafft
Das Klima drohte ins Ozonloch zu fallen. Doch diese Gefahr ist nun abgewendet, indem eine Klasse von Kühlmitteln weitgehend abgeschafft wird. Um alle Länder mit an Bord zu haben, musste die Welt aber dreigeteilt werden.
Das Montreal Protokoll zum Schutz der Ozonschicht gilt als das erfolgreichste Umweltabkommen der Welt. Es hat nicht nur dafür gesorgt, dass sich das Ozonloch wieder schliesst, sondern hat auch den Austoss von Treibhausgasen im Gegenwert von 135 Milliarden Tonnen CO2 verhindert. Doch der Nutzen fürs Klima ist in Gefahr, denn die ozonschädigenden Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKWs) werden vermehrt durch Fluorkohlenwasserstoffe (FKWs) ersetzt. Diese sind für die Ozonschicht ungefährlich, dafür haben sie pro Molekül eine bis zu 23‘000-fach stärkere Treibhauswirkung als CO2. Ausserdem sind FKWs die am schnellsten wachsende Klasse von Treibhausgasen, mit Wachstumsraten von 10 bis 15 Prozent pro Jahr. Kurz: Die als Kühlmittel in Eisschränken und Klimaanlagen eingesetzten FKWs, drohten ironischerweise, die Klimaerwärmung erst recht zu befeuern.
Doch am Samstag Morgen haben sich die Länder der Welt in der ruandischen Hauptstadt Kigali darauf geeinigt, den FKW-Verbrauch zu reduzieren. „Dies ist ein riesiger Gewinn für das Klima.“, sagt im Anschluss EU-Klimakommissar Miguel Arias Cañete. „Die globale, stufenweise Verringerung (der FKW Emissionen) könnte die Klimaerwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts um bis zu einem halben Grad reduzieren.“ US-Aussenminister John Kerry pflichtet dem bei: „Man hat nicht oft die Chance, mit einer einzigen Massnahme ein halbes Grad zu verhindern.“ Durch das Abkommen werden bis zum Jahr 2050 Treibhausgasemissionen im Gegenwert von 70 Milliarden Tonnen CO2 vermieden. Dies entspricht den globalen Emissionen von zwei Jahren. Den Durchbruch bei den Verhandlungen brachte eine Dreiteilung der Welt. [1] Die Industriestaaten müssen ihre FKW Emissionen bis 2019 um 10 Prozent und bis 2036 um 85 Prozent reduzieren. Die EU und die USA haben damit bereits dieses Jah begonnen. China und fast alle anderen Entwicklungsländer beginnen mit der Emssionsreduktion im Jahr 2024 und haben bis 2045 Zeit, eine Reduktion um 85 Prozent zu schaffen. Und dann gibt es eine Gruppe von Nachzüglern bestehend aus Indien, Pakistan, Iran, Irak und den Golfstaaten. Diese beginnen mit der Reduktion des FKW Verbrauchs im Jahr 2028 und kommen erst im Jahr 2047 auf die 85 prozentige Reduktion.
Benson Ireri von der Hilfsorganisation Christian Aid kritisiert dafür Indien: „Es ist eine Schande, dass Indien und eine Handvoll anderer Länder einen langsameren Zeitplan gewählt haben. Aber der Grossteil der Länder inklusive China haben die Vorteile einer schnelleren Reduktion erkannt.“ Viele Beobachter hoffen zudem, dass die Länder die Reduktionsziele schneller erreichen als geplant. Dies war auch mit dem Abbau der ozonschädigenden Substanzen gelungen. „Das Markenzeichen des Montreal Protokolls ist ‚starten und dann stärken‘.“, sagt David Doniger von der Umweltorganisation NRDC. Auch der ruandische Präsident Paul Kagame erwartet schnellere Fortschritte: „Im Lauf der Zeit werden es Innovationen und neue Produkte erlauben, FKWs schneller zu reduzieren und zu niedrigeren Kosten. Je schneller wir handeln, desto geringer werden die Kosten sein.“ Getragen werden die Zusatzkosten durch den Einsatz teurerer FKW-Ersatzstoffe durch den ‚Multilateralen Fonds‘, der von den Industriestaaten gespeist wird. Wie hoch diese Kosten sein werden, lässt sich allerdings noch nicht abschätzen. Der Einsatz moderner Kühlmittel verspricht aber auch Einsparungen, sagt Ireri: „Neue Kühltechnologien sind sehr viel Energie-effizienter.“ Dadurch sinkt der Strombedarf, was im Fall von Kohlestrom zu einer weiteren Entlastung des Klimas beiträgt. Dieser Effekt ist beachtlich, schätzt Durwood Zaelke vom Institute for Governance and Sustainable Development, einem US-Think Tank. „Das Kigali Abkommen und dessen Finanzierung stellt sicher, dass wird die Effizienzvorteile beim Wechsel der Kühltechnik maximieren. Das hat das Potential die Klimawirkung (des Abkommens) zu verdoppeln.“ mic
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[1] Unep, 14.10.2016: Further Amendment of the Montreal Protocol (Word Dokument)