Die Kosten für erneuerbare Energien sind in den letzten Jahren spektakulär gefallen
An guten Standorten sind Wind- und Solarkraft mittlerweile billiger als Braunkohle und die Kosten fallen weiter. Das Ziel des deutschen Erneuerbaren-Energien-Gesetzes für eine Nischentechnologie einen Massenmarkt zu schaffen, ist erreicht.
Die Klimakonferenz in Kopenhagen im Jahr 2009 war ein Debakel, Paris ein Triumph. Warum? „In Kopenhagen wussten die Regierungen auch, dass die Klimaerwärmung gestoppt werden muss. Aber sie wussten nicht, wie das gehen soll und vor allem wie man das bezahlt.“, sagte ein europäischer Diplomat nach Paris. Die beiden letzten Fragen sind mittlerweile geklärt. Klimafreundliche Technologien haben sich bewährt und die Kosten dafür sind in den letzten Jahren spektakulär gefallen. Die US-Energiebehörde hat nachgerechnet: Seit Kopenhagen sind die Kosten für Wind um zwei Fünftel und die Kosten für grosse Solaranlagen gar um drei Fünftel gefallen (siehe Grafik). Batterien kosten gar nur noch ein Viertel und Energiesparlampen noch fünf Prozent von damals.
In vielen Ländern sind erneuerbare Energien nun billiger als fossile. Spizenreiter bei der Sonnenenergie sind Dubai und Chile. Dort werden derzeit Solaranlagen gebaut, deren Strom weniger als drei US-Cents pro Kilowattstunde (kWh) kostet. [1 s. S. 23 und 24] Bei Wind liegt der Gastgeber der diesjährigen Klimakonferenz vorn, Marokko. Übernächstes Jahr geht dort ein Windpark ans Netz, der ebenfalls nur drei US-Cents pro kWh bekommt. [1 s. S. 24] Zum Vergleich: Als das deutsche Erneuerbare-Energien-Gesetz im Jahr 2000 eingeführt wurde, bekamen Besitzer von Solaranlagen noch 50 Euro-Cents pro kWh und Kohlestrom verursacht in Deutschland Kosten von vier (Braunkohle) bis acht Euro-Cents (Steinkohle). [2]
Der Kostenverfall wird zudem weiter gehen. Die Nachrichtenagentur Bloomberg schätzt, dass mit jeder Verdopplung der installierten Kapazität die Kosten für Windenergie um 19 Prozent fallen und die Kosten für Solarenergie um 25 Prozent. [1 s. S. 25] Grund dafür sind immer grössere und effizientere Fabriken zur Herstellung der Komponenten und eine immer bessere Stromausbeute. Im Fall von Windkraftanlagen zur See spielt zusätzlich deren schiere Grösse eine Rolle: die Rotoren sind mittlerweile mehr als doppelt so gross als noch 2009. [1 s. S. 27] Mit einer einzigen Umdrehung eines acht Megawatt (MW) Windrads ist der Strombedarf eines Haushalts während eines Tages gedeckt. [3] Derzeit entsteht vor Liverpool ein Offshore-Windpark mit 32 derartiger Turbinen. Diese reichen, um den Strombedarf der knapp 500‘000 ‚Liverpudlians‘ zu decken. [3] Langsam wird auch Offshore-Wind konkurrenzfähig: Der dänische Windkraftkonzern Dong baut vor Holland einen 700 MW Windpark, der nur noch 7,27 Euro-Cents pro kWH für seinen Strom bekommt.[4]
Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass die Internationale Energieagentur (IEA) einmal mehr ihre Prognose für den Zubau an Erneuerbaren Energien nach oben korrigiert hat. Im Vergleich zur Prognose vom letzten Jahr soll in den nächsten fünf Jahren nun 13 Prozent mehr Wind- und Solarkraftanlagen ans Netz gehen – 825 Gigawatt. [5 s. S. 3] IEA Chef Fatih Birol zeigte sich denn auch beeindruckt: „Es freut mich, dass das letzte Jahr Rekorde für erneuerbare Energien gebracht hat und dass unsere Wachstumsprognose für die nächsten fünf Jahre optimistischer ist. Trotzdem sind auch diese höheren Erwartungen bescheiden im Vergleich zum riesigen, ungenutzten Potential der Erneuerbaren.“ [6] mic
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[1] Michael Liebreich (BNEF), 11.10.2016: Keynote am EMEA summit (PDF)
[2] Fraunhofer, November 2013: Levelized Cost of Electricity Renewable Energy Technologies (PDF)
[3] e360, 20.10.2016: For European Wind Industry, Offshore Projects Are Booming
[4] offshorewind, Juli 2016: Borssele 1&2 World’s Cheapest Offshore Wind Farm
[5] IEA, 25.10.2016: Medium- Term Renewable Energy Market Report 2016 (PDF)
[6] IEA, 25.10.2016: IEA raises its five-year renewable growth forecast as 2015 marks record year