EU verhindert totales Verbot von Elfenbeinhandel

Artenschutzkonferenz verbessert Schutz von Schuppentieren, Haien und Rochen

In einigen Ländern ist der Bestand an Elefanten stabil. Daher lehnte die EU bei einer Konferenz des Washingtoner Artenschutzabkommens (Cites) ein totales Verbot des Handels von Elfenbein ab.

In Afrika ist die Zahl der wildlebenden Elefanten in den letzten sieben Jahren um knapp ein Drittel gesunken. [1] Schuld daran ist die Nachfrage nach Elfenbein vor allem in ostasiatischen Ländern. Bei der Konferenz der Vertragsparteien des Washingtoner Artenschutzabkommens (auch Cites genannt) waren Elefanten denn auch das meist umstrittene Thema. Cites ist eine UN-Konvention, die den weltweiten Handel mit Tieren und Pflanzen alle drei Jahre an einer Konferenz neu regelt. Beim diesjährigen Treffen in Johannesburg (Südafrika) standen sich zwei diametral verschiedene Ansätze zum Schutz der Elefanten gegenüber: Kenia und 29 weitere afrikanische Staaten verlangten, den Handel mit afrikanischen Elefanten und Elfenbein komplett zu verbieten. [2] Umgekehrt schlugen Namibia [3] und Simbabwe [4] vor, den Handel von nachhaltig ‚geerntetem‘ Elfenbein wieder zuzulassen. Dadurch würde der illegale Handel durch einen kontrollierten, legalen Handel verdrängt.

Da staunt der Jäger. Bei Gefahr rollen sich Schuppentiere zu einem Ball auf. Löwen lässt das ratlos zurück. Menschen leider nicht. (Bild: Sandip Kumar / Wikipedia)
Da staunt der Jäger. Bei Gefahr rollen sich Schuppentiere zu einem Ball auf. Löwen lässt das ratlos zurück. Menschen leider nicht. (Bild: Sandip Kumar / Wikipedia)

Die Anträge von Namibia und Simbabwe wurden mit grosser Mehrheit abgelehnt. Doch auch das totale Handelsverbot erhielt nicht die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit. Entscheidend war hier, dass die EU mit ihren 28 Stimmen dagegen gestimmt hat. Die EU-Kommission argumentierte, dass der Bestand an Elefanten in vier südafrikanischen Staaten stabil sei und ein totales Handelsverbot daher keine wissenschaftliche Grundlage habe. Die Kritik der Umweltorganisationen an der EU war heftig: „An den Händen der EU klebt das Blut von Afrikas Elefanten.“, sagte etwa Rosalind Reeve von der Schweizer Franz Weber Stiftung. [5] Doch die Cites Konferenz konnte auch mit guten Nachrichten für Elefanten aufwarten: Zum ersten Mal werden Länder dazu angehalten den Handel von Elfenbein auch im Inland zu verbieten. „Das ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Schliessung des globalen Elfenbeinmarkts.“, sagte Robert Hepworth ein ehemaliger Vorsitzender des permanenten Cites-Komitees. „Es ist das erste Mal, dass Cites zugestimmt hat, so direkt in den Binnenhandel von Elfenbein einzugreifen.“ [6] Ein Land hat allerdings schon angekündigt, sich nicht an diese Cites Empfehlung zu halten: Japan. Der japanische Umweltminister erklärte dazu, es gäbe in Japan kein illegales Elfenbein. [6] Den genau entgegen gesetzten Ansatz verfolgt derweil die chinesische Regierung: „China wollte eine sehr klare Botschaft, dass alle legalen, inländischen Märkte geschlossen werden.“, sagte Patrick Omondi von der kenianischen Delegation. „Die Tatsache, dass China erkannt hat, dass es ein Problem mit dem einheimischen Markt gibt, ist eine sehr gute Nachricht für die afrikanischen Elefanten.“ [6]

Weniger umstritten als Elefanten war derweil der Schutz einiger anderer Arten, etwa der Schuppentiere. Hier hat Cites beschlossen, den internationalen Handel aller acht Unterarten zu verbieten. Schuppentiere sind mit ihren Schuppen einzigartig im Tierreich. Das wird ihnen zunehmend zum Verhängnis, da diese Schuppen Verwendung in der traditionellen, chinesischen Medizin finden. Ausserdem gilt ihr Fleisch als Delikatesse. Die zahnlosen Insektenfresser werden denn auch mehr gewildert als alle anderen Säugetiere. In den letzten zehn Jahren landete rund eine Million Schuppentiere auf dem Markt. Ein gute Cites Konferenz hatten auch Haie und Rochen. Bei der letzten Konferenz vor drei Jahren in Bangkok war deren Schutz noch umkämpft. Nur mit einer Stimme Mehrheit wurden dort fünf Haiarten unter Schutz gestellt. [7] Doch in Johannesburg konnten nun mit Vier-Fünftel-Mehrheiten weitere Arten in den Cites-Katalog aufgenommen werden: Länder die Fuchshaie, Seidenhaie oder Mobularochen exportieren, müssen nun nachweisen, dass die Tiere aus nachhaltig bewirtschafteten Beständen stammen. Rebecca Regnery von der Tierschutzorganisation Humane Society vergleicht die Konferenz in Johannesburg daher mit einem Erdbeben: Die Abstimmungen zeugten „von einer seismischen Veränderung in der Wahrnehmung von Haien.“ „Dies zeigt, dass die Länder die Artenschutzkrise in Folge des unregulierten Handels mit Haiprodukten anerkennen.“ [8] Jedes Jahr werden weltweit rund 100 Millionen Haie gefangen.

Zufrieden mit den Ergebnissen der Konferenz zeigte sich auch Theressa Frantz vom WWF: „Dies war die grösste und ehrgeizigste Cites-Konfeerenz und in vielerlei Hinsicht die erfolgreichste.“ [9] Frantz warnt aber auch: „Verbote sorgen für Schlagzeilen aber nur deren rigorose Umsetzung macht den Unterschied.“ [9] Cites hat nicht die Möglichkeit die Länder zur Einhaltung der Entschlüsse zu zwingen, sondern ist auf deren Mitarbeit angewiesen. mic

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[1] Great Elephamt Census, 31.08.2016: Paul G. Allen’s Great Elephant Census Reveals Dramatic Population Decline in African Savanna Elephants

[2] Cites, September 2016: Proposal 16 (PDF)

[3] Cites, September 2016: Proposal 14 (PDF)

[4] Cites, September 2016: Proposal 15 (PDF)

[5] The Ecologist, 03.10.2016: Proposal for a ban on international trade in elephant ivory is defeated at the CITES conference

[6] BBC, 02.10.2016: Call to close ivory markets agreed at Cites conference

[7] Weltinnenpolitik, 14.03.2013: Japan und China können Schutz der Haie nicht verhindern

[8] blue&green tomorrow, 03010.2016: ‘Seismic Shift’ In Shark Conservation Following New CITES Protection

[9] WWF, 09.10.2016: World takes bold steps to protect wildlife at CITES CoP