Damit grün drin ist, wo grün draufsteht

Klimaschutzprojekte des Kyoto Protokolls sollen von Grünen Anleihen profitieren

Der Markt für Grüne Anleihen wächst rasant. Doch oft ist unklar, wie grün die damit finanzierten Projekte sind. Dabei besteht ein Pool von über 7000 Klimaschutzprojekten, die von der UN zertifiziert wurden. Die Schulden dieser Projekte sollen nun durch Grüne Anleihen refinanziert werden.

Oft ist es billiger Treibhausgase in Entwicklungsländern einzusparen als in Industriestaaten. Diese Erkenntnis ist die Grundlage des ‚Clean Development Mechanism‘ CDM des Kyoto Protokolls. Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern können sich von diesem Mechanismus zertifizieren lassen, wieviele Tonnen Treibhausgase sie eingespart haben und bekommen dann pro Tonne CO2-Äquivalent ein handelbares ‚Verschmutzungsrecht‘ ausgestellt. Diese ‚Certified Emissions Reductions‘ CERs können Industriestaaten anschliessend kaufen und auf ihr Klimaziel anrechnen. Industriestaaten haben damit die Möglichkeit ihre Klimaziele kostengünstig zu erreichen und Entwicklungsländer eine Finanzquelle für Klimaschutzprojekte. Seit Start des CDM im Jahr 2001 wurden so über 7700 Projekten mehr als 1,6 Milliarden Tonnen CO2 eingespart. [1] Doch der Mechanismus funktioniert nicht mehr. In den letzten fünf Jahren ist der Preis für CERs um 97 Prozent auf noch 40 Euro Cent pro Tonne CO2 gefallen. [2] Daher werden kaum noch CDM Projekte angemeldet: Derzeit befinden sich nur fünf Projekte in der Validierungsphase. [3]

Ihr Geld an der Arbeit. Der 'Lake Turkana' Windpark in Kenia ist die grösste private Investition in Kenias Geschichte. Die 620 Millionen Euro Anlage hat eine Kapazität von 310 Megawatt. (Foto: George Garang / flickr)
Ihr Geld an der Arbeit. Der ‘Lake Turkana’ Windpark in Kenia ist die grösste private Investition in Kenias Geschichte. Die 620 Millionen Euro Anlage hat eine Kapazität von 310 Megawatt. (Foto: George Garang / flickr)

Doch nun soll den sorgfältig geprüften CDM Projekten auf andere Weise geholfen werden: Das UN-Klimasekretariat, das den CDM verwaltet und die französische Grossbank BNP Paribas wollen die Schulden von CDM Projekten in der Form von Grünen Anleihen (englisch ‚green bonds‘) an den Markt bringen. Dazu werden die Schulden mehrerer Projekte gebündelt und dann als handelbare Anleihe an die Börse gebracht. Dabei geht es um viel Geld: Bis heute wurden 423 Milliarden Dollar in CDM Projekte investiert, ein Teil davon kreditfinanziert. [4] Diese Kredite könnten über den schnell wachsenden Markt für Grüne Anleihen refinanziert werden. Im Jahr 2012 wurden Grüne Anleihen im Wert von knapp fünf Milliarden Dollar an den Markt gebracht. Dieses Jahr werden es 56 Milliarden Dollar sein, schätzt der Think Tank Bloomberg New Energy Finance. [5]

Doch dem jungen Markt mangelt es noch an Standardisierung: Es gibt keine allgemein anerkannte Definition, was eine Grüne Anleihe eigentlich ist. Das norwegische Forschungsinstitut Cicero, das Grüne Anleihen auf ihre ‚Grünheit‘ prüft, hat ein Schema mit drei Grüntönen entwickelt: von hell- über mittel- bis dunkelgrün. [6] Trotzdem herrscht noch Unsicherheit: „Investoren machen sich Sorgen über die Glaubwürdigkeit von grünen Anleihen.“, sagt Grant Kirkman vom UN-Klimasekretariat. „Schulden von CDM Projekten mit Hilfe von Grünen Anleihen zu refinanzieren, ist daher die perfekte Kombination. Bei jedem Projekt ist exakt belegt, wieviele Tonnen CO2 eingespart werden.“ Die Anleihen kommen quasi mit dem Gütesiegel: ‚UN zertifizierte Grünheit‘.

Der Vorteil für die Betreiber von CDM Projekten sind niedrigere Zinskosten durch Zugang zum internationalen Kapitalmarkt. Derzeit sind die meisten Projekte lokal finanziert: Ein Windpark in Kenia zum Beispiel hat in der Regel einen Kredit von einer kenianischen Bank mit entsprechend hohen Zinsen. (Die kenianische Zentralbank verlangt derzeit von Geschäftsbanken 10,5 Prozent Zins bei 5,27 Prozent Inflation.[7]) Wenn der Windparkbetreiber seine Schulden auf dem internationalen Kapitalmarkt refinanzieren kann, sinken seine Zinskosten auf die Hälfte oder gar ein Drittel. Im Gegenzug muss der Betreiber auf seine CERs verzichten. Diese gehen quasi an die Besitzer der Grünen Anleihe, als Beweis für den Klimanutzen ihrer Investition.

Wann die erste Grüne Anleihe mit CDM Projekten kommt ist aber noch unklar: „Ich hoffe, dass dies noch in diesem Jahr passiert.“, sagt Kirkman. Dabei denkt er schon weiter: „In einem ersten Schritt geht es um die Refinanzierung bestehender Projekte. Später könnte man dann aber auch neuen Projekten die Option anbieten, ihre Schulden über Grüne Anleihen zu refinanzieren.“ In diesem Fall würde der kenianische Windparkbetreiber erst mit dem Geld einer kenianischen Bank einen neuen Windpark bauen. Wenn die Anlage steht, Strom produziert und CDM zertifiziert ist, würde der Bankkredit dann durch eine Grüne Anleihe abgelöst. Das erleichtert dem Betreiber den initialen Bankkredit zu bekommen und wäre ein Grund, ein Projekt zertifizieren zu lassen. Damit würde auch der CDM seiner Aufgabe wieder gerecht: Geld für Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern zu mobilisieren. mic

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[1] UNFCCC, Stand 01.06.2016: Clean Development Mechanism (CDM)

[2] ICE, Stand 01.06.2016: Emissions CER Index

[3] Unep, Stand 01.06.2016: CDM/JI Pipeline Overview Page

[4] Unep, Stand 01.06.2016: Siehe Excel Tabelle ‘CDM Pipelibne Spreadsheet’

[5] Bloomberg, 27.05.2016: UN Draws BNP Paribas for Green-Bond Push to Unlock Funding

[6] Cicero, 30.04.2016: CICERO grades climate-friendly bonds with shades of green

[7] Trading Economics, Stand 01.06.2016: Kenya Interest Rate