Pünktlich zum ‚Tag der Erde‘ wollen 162 Länder das Paris Abkommen unterzeichnen
Meist ist der ‚Tag der Erde‘ ein Anlass, um sich Sorgen um den Zustand der Umwelt zu machen. Dieses Jahr gibt es aber einen Grund zu feiern: Die meisten Länder der Welt unterzeichnen den neuen Weltklimavertrag.
Weltrekord. Am internationalen ‚Tag der Erde‘, am Freitag, wollen 162 [1] von 196 Ländern in New York den neuen Weltklimavertrag unterzeichnen. Damit erzielt das Paris Abkommen einen Rekord. Noch nie wurde ein internationales Abkommen von so vielen Ländern am ersten Tag unterschrieben. Der bisherige Rekordhalter ist die UN-Seerechtskonvention. Diese wurde im Jahr 1994 von Vertretern aus 119 Ländern unterzeichnet. Aus Sicht der französischen Umweltministerin Ségolène Royal zeigt die Rekordbeteiligung: „Es ist klar, dass die Entscheider sich die Dringlichkeit der Klimagefahr zu Herzen nehmen. Dies ist ein sehr gutes Zeichen.“ [2]
Ziel des Paris Abkommens ist es, die Klimaerwärmung „auf deutlich unter zwei Grad“ zu begrenzen. Dazu müssen die globalen Emissionen “so bald wie möglich” ihren Höhepunkt erreichen und dann schnell sinken, sodass in der “zweiten Hälfte des Jahrhunderts” Emissionsneutralität erreicht wird. Die Welt darf dann nicht mehr CO2 emittieren als wieder absorbiert wird etwa durch Wälder. Der Vertrag verpflichtet ausserdem alle Länder der Welt ihre Treibhausgasemissionen zu begrenzen. Damit ist in der Klimapolitik der Gegensatz zwischen Industrie- und Entwicklungsländern weitgehend überwunden. Das Paris Abkommen gilt daher als ‚historisch‘.
Doch selbst das wird nicht reichen, um einige Inselstaaten vor dem Untergang zu bewahren. Die Länder versprechen daher „Anstrengungen zu unternehmen“ damit sich das Klima nur um 1,5 Grad erwärmt. Ob das 1,5-Grad-Ziel noch erreicht werden kann, ist aber unklar. Die globale Durchschnittstemperatur hat sich bereits um rund ein Grad im Vergleich zum Klima vor Beginn der industriellen Revolution erwärmt. Aus Sicht der (scheidenden) Chefin der UN-Klimakonvention Christiana Figueres kommt das Abkommen denn auch „zehn Jahre zu spät“. [3]
Dabei besteht die Möglichkeit, dass es ‚zu früh‘ in Kraft tritt: Ursprünglich war geplant, dass das der Vertrag ab dem Jahr 2020 gilt. Dazu müssen 55 Länder, die 55 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen ausmachen, das Abkommen nicht nur unterschrieben sondern auch ratifiziert haben. Am Freitag werden dies fünf Länder tun: Barbados, Belize, die Malediven, Tuvalu und Samoa. Die USA, China, Kanada und Mexiko haben aber angekündigt den Vertrag ebenfalls noch dieses Jahr zu ratifizieren. Diese vier Länder machen knapp 42 Prozent der globalen Emissionen aus. [4] Brasilien, Südafrika und Indien haben die Ratifikation „so bald wie möglich“ in Aussicht gestellt. [5] Dann würden knapp 50 Prozent der globalen Emissionen erreicht. [4] Es ist daher möglich, dass das Abkommen schon dieses Jahr in Kraft tritt – vier Jahre früher als geplant. Nicht dabei sein wird dann wohl die EU. Diese rechnet mit einer Ratifikation in allen 28 EU-Ländern bis zum Jahr 2018. Falls das Abkommen ohne die EU in Kraft tritt, wird diese bei den ersten Mitgliedertreffen des Vertrags nur als Beobachter dabei sein. [6]
Mit dem Abkommen allein ist die Klimakrise aber noch nicht gelöst, sagt Figueres: „Paris war der einfache Teil. Jetzt kommt der schwierige Teil. Jetzt müssen wir bei jeder Investition eine bewusste Entscheidung treffen.“ Anschliessend warnt Figueres die Märkte: „Wer jetzt noch sein Geld in CO2-intensive Projekte steckt, der wird sein Geld verlieren.“ [3] Dieses Signal ist mittlerweile in dem Märkten angekommen: Zum einen musste letzte Woche der grösste börsenkotierte Kohlekonzern der Welt, Peabody, Konkurs anmelden. Zum anderen lagen die Investitionen in erneuerbare Energien letztes Jahr auf einem Rekordhoch: 330 Milliarden Dollar wurden weltweit in Solar- und Windenergie investiert. [7] Dies zeigt sich mittlerweile auch bei den globalen Emissionen. Diese stagnieren seit zwei Jahren, obwohl die Weltwirtschaft weiter gewachsen ist. Die ‚Entkoppelung‘ von Wachstum und Emissionen hat begonnen. Bis zur Klimaneutralität ist es aber noch ein weiter Weg. mic
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[2] AFP, 20.04.2016: From Paris to New York, climate pact to cross next hurdle
[3] Christiana Figueres, 11.04.20146: Grantham Annual Lecture 2016
[4] World Resources Institute, Stand 20.04.2016: Paris Agreement Tracker
[7] Bloomberg, 14.01.2016: As Oil Crashed, Renewables Attract Record $329 Billion