Länder einigen sich auf Ausnahme für Klimaanlagen in heissen Ländern
Die erste Kühlmittelgeneration produzierte das Ozonloch. Die zweite droht den Klimawandel zu befeuern. Um dies zu verhindern, wollen die Länder der Welt nun die Umstellung auf die dritte Generation vereinbaren.
Das Montreal Protokoll zum Schutz der Ozonschicht ist das erfolgreichste Klimaabkommen der Welt. Durch die Abschaffung der Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKWs) wurden seit 1989 Treibhausgasemissionen im Gegenwert von 135 Milliarden Tonne CO2 verhindert. Soviel CO2 produziert die Menschheit in vier Jahren. Doch dieser Erfolg ist in Gefahr: FCKWs werden zunehmend durch Fluorkohlenwasserstoffe (FKWs) ersetzt. Durch die Weglassung von Chlor sind diese Stoffe für die Ozonschicht ungefährlich. Dafür haben sie eine 10‘000 mal stärkere Treibhauswirkung als CO2. Die EU und die USA haben daher bereits die schrittweise Reduktion dieser Substanzen beschlossen. Doch in den Entwicklungsländern werden immer mehr Kühlschränke und Klimaanlagen mit FKWs als Kühlmittel produziert.
Die kleinen Inselstaaten, die EU und die USA fordern daher schon seit Jahren, dass FKWs ebenfalls mit Hilfe des Montreal Protokolls reduziert werden. Indien und Saudi Arabien wussten dies aber bislang zu verhindern, mit dem Argument, dass Treibhausgase im Rahmen der UN-Klimakonvention reduziert würden. Doch im November 2015 gelang schliesslich der Durchbruch: Saudi Arabien gab als letztes Land seinen Widerstand gegen eine Anpassung des Montreal Protokolls auf. Nun wird über diese Anpassung verhandelt. Bei einer Konferenz in der letzten Woche in Genf konnten die Länder eine erste Hürde überwinden: Sie einigten sich darauf, dass besonders heisse Länder eine längere Übergangsfrist bei der Reduktion von FKWs in Klimaanlagen erhalten. Staaten, wo die Durchschnittstemperatur während zwei Monaten pro Jahr über 35 Grad liegt, können alle vier Jahre eine Fristverlängerung beantragen. Grund dafür ist die Befürchtung vieler dieser Länder, dass die FKW-Ersatzstoffe nicht leistungsfähig genug sind oder den Energiebedarf erhöhen. Eine Studie des Forschungsinstituts Öko-Recherche kommt allerdings zum Schluss, dass dies nur in 23 Prozent der Anwendungen zutrifft, etwa bei Klimaanlagen für Supermärkte. [1]
Für Durwood Zaelke vom Institute for Governance and Sustainable Development, einem US Think Tank, waren die Genfer Verhandlungen ein Erfolg: „Dies war das konstruktivste Treffen zu FKWs aller Zeiten und legt die Basis für einen Sieg in diesem Jahr.“ [2] Ziel ist, die Änderung des Montreal Protokolls im Oktober bei einer Konferenz in Ruanda zu verabschieden. Dies könnte auch aus Sicht von Clare Perry von der Umweltorganisation Environmental Investigation Agency gelingen: „Wir bewegen uns in die richtige Richtung für ein globales FKW-Übereinkommen im Jahr 2016.“ [3] Das Klima wäre froh drum so Perry: „Eine ehrgeiziges FKW-Abkommen führt zu einer kosteneffizienten Reduktion der Treibhausgasemissionen im Gegenwert von 100 Milliarden Tonnen CO2 bis zum Jahr 2050.“ [3] Noch haben die Verhandler aber einige Hürden vor sich: den Fahrplan für den Ersatz von FKWs durch andere Stoffe und die Finanzierung. Die Entwicklungsländer sollen finanzielle Unterstützung für die Umstellung auf FKW-Ersatzstoffe erhalten. Ein Diplomat sieht darin die grösste Hürde: „Es gibt nur einen wirklichen Knackpunkt: das Geld. Wenn das entschieden ist, findet alles Andere seinen Platz.“ [4] mic
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[3] Environmental Investigation Agency, 11.04.2016: Progress on Dubai Pathway to HFC amendment in 2016
[4] Earth Negotiations Bulletin, 11.04.2016: Summary of OEWG37 (PDF)