Nicht nur das Klimasystem kennt Kipp-Punkte sondern auch die Politik. Beim Klimawandel besteht die Gefahr, dass Schwellenwerte erreicht werden, ab denen sich die Erwärmung selbst verstärkt. Dies gilt etwa für das Auftauen des Permafrosts in Sibirien. Beginnen dort die Böden zu tauen, werden riesige Mengen Methan frei – ein sehr viel stärkeres Treibhausgas als CO2. Doch nun hat die Klimapolitik einen Kipp-Punkt erreicht, ab der sich der Klimaschutz selbst verstärkt. Bislang galt Klimaschutz als Gefahr für die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes und alle Länder hatten Angst, mehr zu machen als der Nachbar. Diese Logik wird durch das Paris-Abkommen durchbrochen: Es sendet ein unmissverständliches Signal an Länder, Städte, Produzenten, Konsumenten und Investoren, dass die Zeit von Kohle, Öl und Gas abgelaufen ist. Nun muss sich jede Entscheidung am 1,5-Grad-Ziel und der angestrebten ‚Emissionsneutralität‘ messen lassen. Oder anders: Wer nach 2050 noch Treibhausgase emittiert steht auf der falschen Seite der Geschichte.
Die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes bemisst sich damit an der Geschwindigkeit, mit der es seine ‚Enegiewende‘ schafft. Das gilt aber auch für Firmen und Investoren. Sobald die Richtung klar ist, geht es darum, wer am schnellsten ist. Dass viele Akteure dies bereits verstanden haben, hat sich in Paris deutlich gezeigt. Während die Länder verhandelten, haben 10‘000 Unternehmen, Industrieverbände, Pensionskassen und Banken aus 180 Ländern neue Initiativen vorgestellt. Damit verstärkt sich der Klimaschutz selbst: Immer mehr Geld fliesst in erneuerbare Energien wodurch ihre Kosten sinken und ihre Wettbewerbsfähigkeit steigt. Denn letztlich können weder Regierungen noch Bürger den Klimawandel stoppen sondern nur der Markt. Die erfoderlichen Investitionen sind schlicht zu gross. An Klimakonferenzen wird um Milliarden gestritten, dabei geht es in Wirklichkeit um Billionen. Erst wenn diese in die Richtung fliessen, besteht Hoffnung für das Klima. mic
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