Fluorkohlenwasserstoffe sollen mit Hilfe des Montreal Protokolls reguliert werden
Der Schutz der Ozonschicht geht zunehmend zu Lasten des Klimas. Daher soll das Montreal Protokoll zum Schutz der Ozonschicht geändert werden. Bei einer Konferenz in Dubai haben die Länder beschlossen, dies nächstes Jahr zu tun.
Die Bilanz des Montreal Protokolls zum Schutz der Ozonschicht ist beeindruckend: Die Ozonschicht erholt sich und wird im Jahr 2060 wieder ihren ursprünglichen Zustand erreichen. Dadurch werden hunderte Millionen Fälle von Hautkrebs und grauem Star, einer Augenerkrankung, vermieden. Die ozonschädigenden Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKWs) sind zudem starke Treibhausgase. Durch deren Reduktion wurden bislang Emissionen im Gegenwert von 135 Milliarden Tonnen CO2 verhindert. [1] Dies entspricht den weltweiten CO2 Emissionen von knapp vier Jahren und macht das Montreal Protokoll zum erfolgreichsten Klimaabkommen der Welt. Doch dieser Erfolg ist in Gefahr, da die FCKWs in Klimaanlagen und Kühlschränken oftmals durch Fluorkohlenwasserstoffe (FKWs) ersetzt werden. FKWs sind Super-Treibhausgase mit einer mehr als 10‘000-fach stärkeren Treibhauswirkung als CO2. Die meisten Industriestaaten haben daher bereits Massnahmen ergriffen, um auch diese Stoffklasse abzuschaffen. Doch in den Entwicklungsländern wird mit einem deutlichen Wachstum der FKW Emissionen gerechnet. Im Jahr 2050 könnten FKWs daher 29 Prozent aller Treibhausgase gemessen an deren Klimawirkung ausmachen.
Aus diesem Grund wollen die EU, die USA und die kleinen Inselstaaten auch FKWs mit Hilfe des Montreal Protokolls aus der Welt schaffen. Dazu muss aber das Protokoll geändert werden, da FKWs nicht ozonschädigend sind. Bislang haben sich die Entwicklungsländer angeführt von Indien und Saudi Arabien jedoch geweigert über eine Protokolländerung zu verhandeln. Beim Jahrestreffen der Mitgliedsländer des Montreal Protokolls diese Woche in Dubai konnte diese Opposition überwunden werden. Es besteht nun Einigkeit, dass die FKW Emissionen im Rahmen des Montreal Protokolls und nicht im Rahmen der UN-Klimakonvention reduziert werden. Zudem wurde in Dubai ein ‚Fahrplan‘ vereinbart, der vorsieht, dass die Protokolländerung nächstes Jahr verabschiedet wird. Die USA hatten gehofft, diese Änderung bereits dieses Jahr beschliessen zu können [2], doch Indien und Saudi Arabien wussten dies zu verhindern.
Eigentlich hatte Indiens Ministerpräsident Narendra Modi hatte bei seinem Antrittsbesuch US-Präsident Barack Obama zugesagt, eine Protokolländerung mitzutragen. Anschliessend hat Indien sogar einen Vorschlag für diese Änderung eingebracht. Dieser sieht allerdings vor, dass die FKW Emissionen in den Entwicklungsländern ungebremst bis ins Jahr 2030 anwachsen können und anschliessend durch freiwillige Selbstverpflichtungen der Länder wieder reduziert werden. Im Vergleich zu den Änderungsvorschlägen der USA, der EU und der Inselstaaten würden dadurch FKW Emissionen im Gegenwert von sechs bis neun Milliarden Tonnen CO2 zusätzlich das Klima bis zum Jahr 2030 belasten, wie eine Studie der Umweltorganisation Environmental Investigation Agency zeigt. [3] Für Blaise Horisberger, den Leiter der Schweizer Delegation, hat der indische Vorschlag denn auch eine klare Botschaft: „Indien ist nicht an einer Änderung des Montreal Protokolls interessiert.“ Gleichzeitig bezeichnet ein Berater Modis den Klimawandel als die grösste Gefahr für Indiens Wirtschaft: „Die Nummer Eins Gefahr, der wir uns gegenübersehen, ist der Klimawandel, weil wir immer noch sehr stark vom Monsun anhängig sind.“, sagt Jayant Sinha. [4] Warum dann die FKW Emissionen weiter steigen sollen, bleibt Indiens Geheimnis. mic
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[4] Bloomberg, 02.11.2015: Climate Change Is Top Threat to India’s Economy, Modi Aide Says