Klimapolitik-Index wird wieder von EU-Ländern angeführt
Die Umweltorganisation Germanwatch bewertet jedes Jahr die Klimapolitik der 58 grössten Emittenten. Noch ist kein Land auf einem Emissionspfad der die Einhaltung des Zwei-Grad-Ziels erlaubt, doch Germanwatch sieht Anlass zu Hoffnung.
„Das Wachstum der CO2 Emissionen verlangsamt sich und wir können beobachten, dass die CO2 Emissionen vom Wirtschaftswacshtum abgekoppelt werden.“ sagt Jan Burck von der Umweltorganisation Germanwatch. Diese hat bei den Klimaverhandlungen in der peruanischen Hauptstadt Lima zum zehnten Mal ihren ‚Klima Performance Index‘ vorgestellt. [1] Dieser bewertet die Klima- und Energiepolitik der 58 grössten Länder. Wie in den Jahren zuvor bleiben auch dieses Jahr die ersten drei Plätze frei. Dies bedeutet, dass noch kein Land genug tut, um die Erwärmung des Klimas auf zwei Grad zu begrenzen. Diese Grenze ist wichtig, da bei einer Erwärmung von mehr als zwei Grad ‚Kipppunkte‘ erreicht werden, ab denen sich der Klimawandel selbst verstärkt und nicht mehr gestoppt werden kann.
Auf den vordersten Plätzen liegen Dänemark und Schweden. Deren Klimapolitik is so gut, dass sie einem Emissionspfad nahe kommen, der die Einhaltung des Zwei-Grad-Ziels möglich macht. Dänemark erreicht dies insbesondere durch den Ausbau der Erneuerbaren. Das Land hat sich zum Ziel gesetzt bis zum Jahr 2050 100 Prozent des Bedarfs im Energie- und Transportsektor aus erneuerbaren Quellen zu decken. Schweden zeichnet sich durch eine massive Reduktion des Energiebedarfs im Gebäudesektor aus. In den letzten fünf Jahren ist dort der Energieverbrauch um 70 Prozent gesunken. Überraschungssieger ist Marokko: Das Land hat sich um sechs Plätze verbessert und ist jetzt als einziges Entwicklungsland unter den Top 10. Das Land hat nicht nur seine Subventionen für Benzin zusammengestrichen sondern baut auch in Ouarzazate das grösste Sonnenwärmekraftwerk der Welt. Deutschland blieb derweil stabil auf dem 22. Platz und die Schweiz ist aus den Top 10 herausgefallen und liegt nun auf Platz 11. Grund sei die Schweizer Klimapolitik sagt Patrick Hofstetter vom WWF: „Der Bundesrat hat es abgelehnt das Reduktionsziel für Treibhausgase zu erhöhen, obwohl das so im CO2 Gesetz vorgesehen ist.“
In der EU zeigt sich ein gemischtes Bild: „Viele EU Länder rangieren weit oben, aber andere wie Polen (40. Platz) und Bulgarien (41. Platz) sind sehr niedrig platziert wegen ihrer Opposition gegen Klimaschutz sowohl bei sich als auch in der EU.“ sagt Wendel Trio, von CAN, einem Netzwerk von Umweltorganisationen, das den Klimapolitik-Index unterstützt. Der Index zeige aber keinen Ost-West Gegensatz in der EU: „Beim EU-internen Streit um das Emissionsziel für das Jahr 2030 haben wir einen Graben zwischen den westlichen und östlichen EU-Mitgliedern gesehen. Im Index sehen wir diesen Gegensatz aber nicht.“ So verdienen sich Ungarn und Slowakien noch die Note ‚Gut‘ und Tschechien hat sich im letzten Jahr 13 Plätze vorgearbeitet.
Die beiden grössten CO2 Emittenten der Welt liegen hinter dem schlechtesten EU Land (Holland) auf den Plätzen 44 (USA) und 45 (China). Die gemeinsame Klimaschutz-Ankündigung von Präsident Barack Obama und Präsident Xi Jinping im November dieses Jahres schlägt sich noch nicht im Germanwatch Index nieder. Dafür hat die Umweltorganisation Climate Action Tracker ausgerechnet [2], was die Klimaziele der beiden Super-Emittenten bedeuten: Zusammen mit dem EU Ziel für das Jahr 2030 wird sich das Klima bis zum Jahr 2100 nun nicht mehr um 3,9 Grad erwärmen sondern ‚nur‘ noch um 3,5 bis 3,7 Grad. Damit schwenkt auch aus Sicht von Bill Hare von Climate Analytics die Welt langsam auf einen Zwei-Grad-Pfad ein: „Die Lücke zum Zwei-Grad-Ziel beginnt sich zu schliessen.“ Hare attestiert dabei der EU, sie habe „das umfassendste Klimapaket“, den USA sie begännen mit der „Aufholjagd“, und China es hätte „die grösste Änderung“ in der Klimapolitik vollzogen. Nicht beantworten lasse sich aber die Frage welches Land am meisten für den Klimaschutz tut: „Bei dieser Schönheitskonkurrenz kommt es darauf an, welche Masszahl man anschaut.“ sagt Hare.
Klar ist hingegen, wer die ‚Hässlichkeitskonkurrenz‘ im Germanwatch Index gewinnt: Saudi Arabien (Platz 61) mit weitem Abstand vor Australien (60). Beide Länder zeichnen sich nicht nur durch sehr hohe Pro-Kopf Emissionen aus, sondern auch durch ihr destruktives Verhalten in der internationalen Klimapolitik. So hat es die neue australische Regierung unter Premierminister Tony Abbot fertig gebracht 21 Plätze innert eines Jahres zu verlieren. Bemerkenswert schlecht schneiden ausserdem Kanada (Platz 58), Russland (56) und Japan (53) ab. Trotzdem ist Burck von Germanwatch optimistisch: „In 51 von 58 Ländern sehen wir einen positiven Trend für erneuerbare Energien oft mit zweistelligen Wachstumsraten. Gleichzeitig sehen wir, dass Kohle in China, den USA und Deutschland unter Druck kommt.“ Die Klimakonferenz in Paris im Dezember 2015 könnte daher zu einem „Wendepunkt“ werden. mic
Anmerkung: Der ‚Climate Change Performance Index‘ bewertet die Klimapolitik der 58 grössten Emittenten nach fünf Kriterien (in Klammern die Gewichtung): CO2 Emissionen (30%), Trend der Emissionen (30%), Erneuerbare (10%), Energieeffizienz (10%), nationale und internationale Klimapolitik (20%).
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[1] Germanwatch, 08.12.2014: Klimaschutz-Index 2015
[2] Climate Action Tracker, 08.12.2014: China, US and EU post-2020 plans reduce projected warming