Im Tuk Tuk der Sonne entgegen

In Kambodscha eröffnet eine Fabrik für Solar Tuk Tuks

Bislang gab es nur Prototypen von solarbetriebenen Tuk Tuks. Doch nun eröffnet die weltweit erste Fabrik für die Massenfertigung dieser Dreiräder. Und dann kommt der Praxistest: Lassen sich Kambodschas Tuk Tuk Fahrer von diem neuen High-Tech-Gefährt überzeugen?

Ägypten hat den Import von Tuk Tuks verboten. Diese stellten eine Gefahr für die Sicherheit dar, erklärte die Militärregierung. Dabei geht es den Machthabern aber nicht um die Sicherheit der Passagiere. In den engen Gassen Kairos könnten Tuk Tuks als Fluchtfahrzeuge genutzt werden, fürchten die Generäle. [1] Denn gefährlich müssen Tuk Tuks nicht sein. In verschiedenen europäischen Ländern und den USA sind die dreirädrigen Vehikel für den Strassenverkehr und sogar als Taxis zugelassen.

Erfunden wurden Tuk Tuks kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs in Italien. Der Vespa Hersteller Piaggio wollte einen billigen und wendigen Lieferwagen schaffen. Von vorne sieht das noch immer produzierte Piaggio Modell denn auch aus wie eine Vespa. Hinten hat es aber zwei Räder und je nach Verwendung eine Fahrgastkabine oder einen Laderaum. Wie der Name Tuk Tuk schon vermuten lässt, waren die ersten Modelle mit Zwei-Takt-Motoren ausgerüstet. Aus diesem Grund galten Tuk Tuks denn auch als Hauptverantworliche für die Luftverschmutzung in asiatischen Metropolen wie Bangkok oder Dehli. Doch dieses Problem ist längst gelöst. Entweder werden nun Vier-Takt-Motoren verbaut oder die Gefährte fahren mit Gas.

Müll Tuk Tuk von Piaggio in Indien (Arne Hückelheim / Wikimedia)
Müll Tuk Tuk von Piaggio in Indien (Arne Hückelheim / Wikimedia)

Damit sind die Tuk Tuk Fahrer aber immer noch vom Benzin- oder Gaspreis abhängig. Obwohl die Dreiräder nur 2,9 Liter Sprit auf 100 Kilometer verbrauchen, können sich viele Fahrer keine Tankfüllung leisten, wie Jakob Maimon in Kambodscha beobachtet hat: „Nachdem wir ein Tuk Tuk genommen haben, fuhr der Fahrer erst zu einer Tankstelle und hat dann für einen Dollar getankt. Ich habe ihn dann gefragt, warum er den Tank nicht voll macht. Doch der Fahrer meinte, das könne er sich nicht leisten.“ Damit war die Idee für Solar Tuk Tuks geboren. Maimon ist der Gründer der australischen Solarfirma Star8 und baut derzeit in Kambodscha eine Fabrik für photovoltaische Dachziegel und –fenster. Die Ziegel sollen nach Australien exportiert werden, doch die neueste Produktlinie ist für den kambodschanischen Markt gedacht: die sechs verschiedenen Modelle des Solar Tuk Tuks – vom Taxi bis zum Gefrierguttransporter.

Die Gefährte sind für sechs bis acht Passagiere oder eine Tonne Fracht ausgelegt. Die Solarzellen auf dem Dach und den ausklappbaren Seitenwänden haben einen Nennleistung von 1000 Watt. Damit können die Batterien innert drei bis vier Stunden aufgeladen werden. Anschliessend hat das Tuk Tuk eine Reichweite von 100 Kilometern und eine Spitzengeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern. Da die Tuk Tuks mit zwei Batteriepaketen ausgestattet sind, können diese auch während der Fahrt aufgeladen werden. Ausserdem besteht die Möglichkeit Netzstrom zu laden. Umgekehrt kann der Batteriestrom aber auch zum Laden anderer Elektrogeräte wie Mobiltelefonen genutzt werden. In Kambodscha, wo nur jeder vierte Haushalt einen Stromanschluss hat, ist dies ein Vorteil.

 

Solar Tuk Tuk mit ausgeklappten Seitenwänden (Foto: Star8)
Solar Tuk Tuk mit ausgeklappten Seitenwänden (Foto: Star8)

Ob sich die Solar Tuk Tuks schliesslich durchsetzen hängt aber von weiteren Faktoren ab. Da ist zum einen der Preis: Ein normales Tuk Tuk (in Kambodscha ein Motorrad mit Anhänger) kostet etwa 2000 Dollar. Das ist auch der Zielpreis von Maimon. Vorn Pao, der Präsident von Idiea, einer Gewerkschaft für die Mitarbeiter in der informellen Wirtschaft wie Tuk Tuk Fahrer, mahnt aber noch weitere Eigenschaften an: Zum einen müsse das Tuk Tuk strapazierfähig sein, um den schlechten Strassen Kambodschas wiederstehen zu können. Und zum anderen müsse es auch extrem schwere Lasten transportieren können. Vorn Pao weiss: Auch wenn das Tuk Tuk nur für sechs bis acht Passagiere ausgelegt ist, werden oft genug zehn und mehr Menschen darin Platz finden. mic

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?
Dann abonnieren Sie doch weltinnenpolitik.net per RSS

[1] The Economist, 22.02.2014: Tuk-Tuking the world by storm