Supertaifun Haiyan vermag keine positive Dynamik in Klimaverhandlungen zu bringen
Die Klimaverhandlungen in Warschau stehen im Zeichen von Supertaifun Haiyan, der kurz vor Beginn der Konferenz in Warschau mehrere Städte in den Philippinen fast gänzlich zerstört hat. Auch wenn ein einzelnes Extremwetterereignis nicht direkt auf den Klimawandel zurückzuführen ist, so erhöht die Klimaerwärmung doch die Wahrscheinlichkeit und das Ausmass derartiger Katastrophen. Doch diese Erkenntnis des IPCC ist noch nicht in alle Winkel der Welt vorgedrungen. Schon vor Konferenzbeginn wurde die australische Regierung dafür kritisiert, dass ihr Umweltminister Greg Hunt nicht nach Warschau kommt. Er hat keine Zeit, da er in der australischen Hauptstadt damit beschäftigt ist, die CO2 Steuer die unter der vorherigen Regierung eingeführt wurde, wieder abzuschaffen. Applaus bekam er dafür von der kanadischen Regierung. Derweil hat Japan überraschend angekündigt sein Emissionsziel für 2020 zu ändern: Statt die Emissionen im Vergleich zu 1990 um 25 Prozent zu senken, hat Japan nun eine Steigerung um drei Prozent bis 2020 angekündigt. Dieser Wert gehe von „Null Atomstrom“ aus und sei noch vorläufig, erklärte der Leiter der japanischen Verhandlungsdelegation. Abgerundet wurde die Flut der schelchten Nachrichten schliesslich von Brasilien, wo die Emissionen aus der Brandrodung des Regenwalds im vergangenen Jahr um 28 Prozent gestiegen sind, nachdem sie sich jahrelang im Sinkflug befanden.
Vor diesem Hintergrund versuchten die Delegierten in Warschau vor allem technische Themen abzuräumen, bevor diese Woche die Umweltminister der Welt zu den Verhandlungen stossen. Doch auch hier liess sich die Katastrophe in den Philippinen nicht ignorieren. Denn eines der umstrittensten Themen ist die Schauffung eines „Mechanismus“ für „Verluste und Schäden“ oder „Loss and Damage“ im Konferenzsprech. Hier geht es um Entschädigungen für Länder die Verluste durch die Klimaerwärmung erleiden, an die sie sich nicht anpassen können etwa wenn wegen des steigenden Meeresspiegels ein ganzer Inselstaat verschwindet. Insbesondere die USA wollen einen solchen Mechanismus unbedingt verhindern. Grund dafür sind die CO2 Emissionen in der Vergangenheit, derentwegen die USA einen grossen Anteil an den bereits entstehenden Schäden haben. “Jeder muss sich an neue Bedingungen durch den Klimawandel anpassen, auch wir”, sagte dazu eine US-Diplomatin.
Ähnlich gelagert ist da ein anderer Streit über die historischen Emissionen: Brasilien mit Unterstützung der meisten Entwicklungsländer und China hat beantragt, dass der IPCC den Anteil der verschiedenen Länder an den Emissionen der Vergangenheit genauer berechnet. Die Idee dahinter: Die Länder sollen bei der Bestimmung ihrer Emissionsziele für die Zukunft mitberücksichtigen, wie gross ihr Anteil an den vergangenen Emissionen ist. Doch auch dieses Ansinnen stässt auf Ablehnung durch die USA: „Sie weigern sich schlicht, darüber auch nur zu reden.“ sagt Jose Antonio Marcondes de Carvalho, der Leiter der brasilianischen Delegation. [2] „Ein solcher Ansatz, gibt manchen Ländern die Möglichkeit, viel weniger zu tun als sie heutzutage könnten.“ sagt derweil Kim Carnahan, eine US-Klimadiplomatin. [2] Denn längst sind etwa die chinesischen Pro-Kopf-Emissionen höher als die einiger europäische Länder, auch wenn China in der Vergangenheit weniger emittiert hat. In der deutschen Delegation wird daher vermutet, dass der brasilianische Vorschlag auf eine Verzögerung der Verhandlungen abzielt: “Wir haben den Eindruck, dass insbesondere China mit ständig neuen Vorschlägen überhaupt nicht will, dass es hier substanzielle Fortschritte gibt.” [3] Dabei ist China durchaus bereit mehr zu tun, wie der Vize-Chef der chinesischenn Delegation Li Gao klarstellt: „Wir werden nicht bei 40 Prozent aufhören“ sagt Li in Bezug auf Pekings Ziel die CO2 Intensität der chinesischen Volkswirtschaft um 40 Prozent zu senken. Die Philippinen werden es China danken. [4] mic
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[1] Bloomberg, 15.11.2013: U.S., EU, Reject Brazilian Call for Climate Equity Metric
[2] Klimaretter, 16.11.2013: Nichts Zählbares ausser den Zloty
[3] Respondfing to Climate Change, 14.11.2013: China set to commit to toagher climate targets in 2015