Der Umsatz des illegalen Holzhandels liegt bei 30 bis 100 Milliarden Dollar pro Jahr
Der Handel mit illegal geschlagenem Holz verspricht satte Gewinne bei geringem Risiko. Folglich floriert das Geschäft. Um die Holzmafia zurückzudrängen reichen punktuelle Massnahmen jedoch nicht, sondern die ganze „Wertschöpfungskette des Verbrechens“ muss angegangen werden.
Es kommt nicht oft vor, dass das UN Umweltprogramm mit Interpol gemeinsame Sache macht. Aber eine neue Studie [1] der beiden Organisationen beleuchtet ein gemeinsames Problem: den Handel mit illegal geschlagenem Holz. Dieser Handel gefährdet nicht nur die Tropenwälder, sondern auch die internationale Sicherheit. Die Studie schätzt, dass zwischen 15 und 30 Prozent des weltweit gehandelten Holzes aus illegalen Quellen stammt. Besonders hoch ist dieser Anteil beim Tropenholz: zwischen 50 und 90 Prozent der Holzernte aus dem Amazonas und dem Kongo Becken sowie aus Indonesien wurde illegal geschlagen. Damit kommt die Holzmafia auf einen Umsatz von 30 bis 100 Milliarden Dollar pro Jahr. Nach dem Drogenhandel und dem Handel mit gefälschten Produkten ist der Handel mit illegalem Holz somit das drittlukrativste Geschäftsfeld für die grenzübergreifende, organisierte Kriminalität.
Dabei hatte Mitte der Nullerjahre die Hoffnung bestanden, der Handel mit illegalem Holz ginge zurück. Brasilien und Indonesien haben damals die Kontrollen verschärft. Doch mittlerweile ist klar, dass sich die Holzmafia an die neuen Regeln angepasst hat. In Indonesien wird illegal geschlagenes Holz einfach als Plantagenholz deklariert. Dadurch hat die Menge an Plantagenholz innert acht Jahren um 500 Prozent zugenommen und die Zahl der Gerichtsfälle ist von 1714 (2006) auf 107 (2009) gefallen. Dabei geht die Weltbank davon aus, dass zwei Drittel der Plantagen gar nicht existieren. Spektakulär ist auch ein Fall aus Brasilien. Dort versucht der Staat den illegalen Holzhandel einzudämmen, indem er Transportgenehmigungen für Holz verlangt. Doch der Holzmafia ist es gelungen, sich in das Computersystem zu hacken und zusätzliche Transportgenehmigungen auszustellen. Greenpeace schätzt, dass dadurch 1,7 Millionen Kubikmeter Holz gestohlen wurden und die brasilianische Staatsanwaltschaft hat insgesamt 107 Firmen auf 1,1 Milliarden Dollar Schadensersatz verklagt.
Aus Sicht von Interpol ist daher klar, dass punktuelle Massnahmen nicht ausreichen und die gesamte „Wertschöpfungskette des Verbrechens“ angegangen werden muss – angefangen bei den Konsumenten: Nachdem die USA bereits im Jahr 2008 den Handel mit illegalem Holz verboten haben, soll dies ab März 2013 auch in der EU unter Strafe stehen. Ausserdem handelt die EU derzeit sogenannte Freiwillige Partnerschaftsabkommen mit den wichtigsten Exportländern von Tropenholz aus. Mithilfe von 255 Kriterien soll der Handel mit illegalem Holz erschwert werden. Weniger erfolgreich im Kampf gegen den illegalen Holzhandel ist hingegen die Zertifizierung, etwa durch den Forest Stewardship Council FSC: 90 Prozent der zertifizierten Wälder liegen in Europa oder Nordamerika, wo illegales Abholzen kein nennenswertes Problem darstellt. Mehr Erfolg verspricht sich Interpol von einem Projekt mit dem Akronym Leaf (Law Enforcement Assistance to Forests etwa Strafverfolgung für Wälder). Damit soll der weltweite Kampf gegen die Holzmafia koordiniert werden. Das Problem ist nur: Nach Abschluss der von Norwegen bezahlten Pilotphase ist die Finanzierung noch unklar. Es fehlen 20 bis 30 Millionen Dollar pro Jahr, weniger als ein Promill des Umsatzes mit illegalem Holz. mic
Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?
Dann abonnieren Sie doch weltinnenpolitik.net per RSS oder Email