Dürre in den USA treibt Mais- und Weizenpreise nach oben
Die Dürre in den USA weckt Erinnerungen an die Hitzewelle vor zwei Jahren in Russland. In der Folge sind die Preise für Lebensmittel auf ein Allzeithoch gestiegen und haben zum Ausbruch des Arabischen Frühlings beigetragen. Doch noch sind die Preise nicht so hoch und die UNO vermeidet es von einer Nahrungsmittelkrise zu sprechen.
Mittlerweile hat die Dürre in den USA 80 Prozent des Landes im Griff. 26 der 50 Bundesstaaten gelten als Katastrophengebiet. Das US Landwirtschaftsministerium hat daher die Schätzung für die diesjährige Maisernte um 12 Prozent gesenkt. Da die USA der wichtigste Maisexporteur der Welt sind, schlägt sich das im Preis nieder: Mais hat sich in den letzten Wochen um 70 Prozent und Weizen um 50 Prozent verteuert. Hinzu kommt, dass die USA nicht als einzige mit Extremwetter zu kämpfen haben: Spanien leidet unter der zweitschlimmsten Dürre in 50 Jahren. Russland ist trotz Überschwemmungen in manchen Landesteilen in anderen zu trocken. Die beiden Koreas erleben die schlimmste Dürre in hundert Jahren. [1] Westafrika leidet unter einer Heuschreckenplage [2] und die ganze Sahelzone von West- bis Ostafrika wieder unter Dürre. Dabei stuft das Hungersnot-Frühwarnsystem des US Entwicklungsdienstes Usaid bereits heute einen grossen Teil der Sahelzone als Krisengebiet ein. [3] In Japan, Indien und Bangladesch wird die Reisernte durch Überschwemmungen dezimiert und in Argentinien leidet der Sojaanbau unter Trockenheit. [1]
Doch trotz all dieser Wetterkalamitäten ist der Preisindex der Welternährungsorganisation FAO im Juni erneut gefallen. Der Index liegt heute rund 15 Prozent unter dem Allzeithoch vom Februar 2011. [4] Wie sich die Preise weiterentwickeln werden ist naturgemäss ungewiss und hängt zu einem guten Teil vom Wetter ab. Weitere Faktoren sind die Nachfrage und der Ölpreis. Die weltweite Nachfrage leidet derzeit unter der Eurokrise sowie dem schleppenden Wachstum in den USA und den grossen Schwellenländern und der Ölpreis hängt kurzfristig vor allem von der Entwicklung im Atomstreit mit dem Iran ab. Hinzu kommen politische Unwägbarkeiten: So waren die Rekordpreise Anfang 2011 nicht zuletzt eine Folge des russischen Exportverbots für Weizen, nachdem die russische Weizenernte im Vorjahr durch eine Hitzewelle mit zahlreichen Waldbränden dezimiert worden war. Ironischerweise hat Russland damit zum Arabischen Frühling beigetragen, der zu Beginn auch eine Folge der rekordhohen Nahrungsmittelpreise war und zum Leidwesen Moskaus mittlerweile Syrien erreicht hat. Da ist es beruhigend zu wissen, dass die FAO noch keine derart dramatischen Folgen der US Dürre erwartet: „Es ist eine ernste Situation, die genau beobachtet werden muss. Aber es ist zu früh, um es als Nahrungsmittelkrise zu bezeichnen.“ sagt Abdolreza Abbassian, ein Spezialist für Getreide bei der FAO. [5] mic
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[3] Usaid Famine Early Warning System abgerufen am 24.07.2012
[4] FAO Food Price Index abgerufen am 24.07.2012
[5] Reuters, 20.07.2012: No food crisis yet as grain prices soar: U.N.