Folgen des Klimawandels für Asiens Megastädte
Flaches Land, ein grosser, schiffbarer Fluss und das Meer vor der Haustür. Was noch vor wenigen Jahren ein ideales Siedlungsgebiet war, ist in Zeiten des Klimawandels eine Gefahrenzone. Denn mit dem Klimawandel steigt der Meeresspiegel. Zudem regnet es in den Tropen auch mehr, sodass die Flüsse mehr Wasser führen. Und so gelten viele der asiatischen Megastädte als besonders gefährdet. Wie gross die Gefahr ist, hat nun eine Weltbankstudie berechnet, die exemplarisch die Situation in Bangkok (Thailand), Ho-Chi-Minh-City (Vietnam) und Manila (Phillipinen) untersucht hat.
Alle drei Städte liegen in Flussdeltas. Dennoch unterscheiden sich die Gefahren. In Bangkok kommt die Gefahr vom Land, in Manila vom Meer. Bangkok, das etwa 30 Kilometer vom Meer entfernt liegt, ist zweierlei Gefahren ausgesetzt: Hochwasser im Chao Phraya Ende Oktober, wenn die Regenzeit zu Ende geht und das langsame Absinken der Stadt in den weichen Untergrund. Manila hingegen liegt direkt am Meer und wird immer wieder von Taifunen heimgesucht. Dies ist die heimtückischere Gefahr. Denn während man sich auf Hochwasser vorbereiten kann, ist die Vorwarnzeit bei Taifunen sehr kurz. In Bangkok sind nur selten Todesopfer zu beklagen, während in Manila öfter Menschen zu Tode kommen.
Aber auch die wirtschaftlichen Schäden sind enorm. Die Weltbankstudie schätzt hier die Schäden eines 30-Jahre-Hochwassers. Ohne Klimawandel verursacht ein solches Hochwasser in Bangkok einen Schaden von 1,2 Prozent des regionalen Bruttoinlandsprodukts BIP. Wegen stärker werdenden Regens und dem Absinken der Stadt werden diese Schäden aber auf 5,1 Prozent zunehmen. Noch teurer wird es in Manila. Ohne Klimawandel kostet ein 30-Jahre-Unwetter rund neun BIP Prozente. Verstärkt durch den Klimawandel steigen diese Kosten auf 15 BIP Prozente. Und zumindest in Bangkok können die Hochwasser lange andauern: So standen 1995 zwei Drittel der Stadt bis zu zwei Meter unter Wasser und manche Stadtteile waren erst drei Monate nach der Katastrophe wieder trocken.
Doch die Städte sind den Naturgewalten nicht ohnmächtig ausgeliefert. Gute Stadtplanung und Investitionen in den Hochwasserschutz können die potentiellen Schäden deutlich reduzieren. In Bangkok muss die Stadt 1 bis 1,5 Milliarden Dollar investieren, um Deiche zu erhöhen und Pumpwerke auszubauen. Damit kann die bei einem 30-Jahre-Hochwasser überflutete Fläche um die Hälfte reduziert werden. Aber der Bau von Deichen reicht nicht aus: Inbesondere im Fall von Ho-Chi-Minh-City muss das ganze umliegende Ökosystem widerstandsfähiger werden. Auf der Seeseite müssen die Mangrovenwälder, die einen natürlichen Schutz gegen Sturmfluten bieten, wiederhergestellt werden. Und auf der Landseite müssen am Oberlauf des Dong Nai Flusses ganze Täler aufgeforstet werden, um die Stadt vor Hochwasser zu schützen.
Mit guter Planung und frühzeitigen, gezielten Investitionen können die drei untersuchten Megastädte also für den Klimawandel bis 2050 fit gemacht werden. Was danach kommt, hat die Weltbankstudie allerdings nicht untersucht. Sie geht denn auch von einem Anstieg des Meeresspiegels von nur 29 Zentimetern aus. Bis im Jahr 2100 dürfte der Meeresspiegel aber deutlich stärker steigen. Eine Kommission der niederländischen Regierung plant mit einem Anstieg von 1,3 Metern bis 2100 und von bis zu vier Metern bis ins Jahr 2200. Bis dann ist Bangkok vielleicht eine Insel, umgeben von mächtigen Deichen. mic
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