Offiziere der Titanic bleiben hoffnungsfroh

De Boer wartet auf Sessellift zum Gipfel

Die Welt steuert auf einen Eisberg zu und die Gewerkschaft der Schiffsoffiziere beschäftigt sich mit Tagesordnungsanträgen. „Das ist völlig normal“ meint Connie Hedegaard, die Präsidentin der Konferenz, zu diesem Vorgehen. Dabei haben sie und der Leiter der Verhandlungen Yvo de Boer nur noch 72 Stunden Zeit um die Kollision abzuwenden. Damit dies gelingt müssen zwei Voraussetzungen erfüllt sein: Zum einen müssen die CO2 Emissionen gesenkt und zum anderen muss Geld für die Entwicklungsländer aufgetrieben werden. In beiden Punkten ist man noch weit von einem Resultat entfernt: Die bislang zugesagten Emissionsreduktionen haben eine Erwärmung von 3,9 Grad zur Folge und Geld für Klimaschutzmassnahmen gibt es nur bis 2012. Längergehende Verpflichtungen lehnen die USA ab. Obwohl sie seit der Klimakonferenz vor zwei Jahren in Bali Zeit hatten, konnten sich viele Arbeitsgruppen noch nicht mal auf ein Abschlussdokument einigen. Soweit der Stand nach der ersten Phase der Klimakonferenz.

Was die Verhandlungsdelegationen bislang nicht geschafft haben, sollen ab morgen die Umweltminister und vor allem die Staats- und Regierungschefs richten: einen Konsens zwischen 194 Ländern herzustellen. Denn hier in Kopenhagen hat jeder Kleinststaat ein Vetorecht. Fragt man die Verhandlungsexperten wie das gehen soll, bleiben sie wolkig: „Es ist ein grosses Puzzle, wobei Alles mit Allem zusammenhängt“ meint Jose Romero, der Vizechef der Schweizer Delegation. Letzะlich entscheiden aber natürlich nicht Kleinstaaten über Erfolg oder Misserfolg, sondern die USA. Und die USA sieht sich ausserstande Zugeständnisse zu machen, weder bei den Emissionsreduktionen noch bei der Finanzierung über 2012 hinaus. Soweit die Ausgangslage für die zweite Phase.

Und dennoch sind die Delegierten und die Beobachter in Kopenhagen erstaunlich hoffnungsvoll, dass es doch zu einem Abschluss kommen wird, der es erlaubt die Klimaerwämung auf zwei Grad zu beschränken. „Hinter der Rhetorik ist der Deal klar zu erkennen.“ sagt der dänische Premierminister Lars Lokke Rasmussen. Für ihn ist es einzig eine Frage des „politischen Willens“. Und diesen glaubt er im Kommen von mehr als 110 Staats- und Regierungschefs zu erkennen. De Boer vergleicht derweil die Konferenz mit einer Bergbesteigung: „Wir sind jetzt in der Hälfte und warten auf den Sessellift, der uns schnell, bequem und sicher auf den Gipfel bringen wird.“ sagt er und grinst spöttisch. Der nüchterne Holländer rechnet offensichtlich mit einem Wunder – dem Wunder von Kopenhagen. mic

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