FKWs sollen mit Hilfe des Montreal Protokolls zum Schutz der Ozonschicht abgeschafft werden
Die Unterscheidung zwischen Industrie- und Entwicklungsländern ist für Indien so wichtig, dass Delhi bislang die einfachste und billigste Klimaschutzmassnahme verhindert hat. Doch jetzt besteht Aussicht auf einen „Durchbruch“: die Abschaffung von FKWs mit Hilfe des Ozonprotokolls.
Das erfolgreichste Klimaschutzabkommen der Welt ist nicht etwa das Kyoto Protokoll, sondern das Montreal Protokoll zum Schutz der Ozonschicht. Mit diesem wurden die ozonschädlichen FCKWs (Fluorchlorkohlenwasserstoffe) abgeschafft, sodass sich das Ozonloch nun wieder schliesst. Doch FCKWs schaden nicht nur der Ozonschicht sondern sind auch potente Treibhausgase. Durch das FCKW Verbot wurde daher der Gegenwert von 135 Milliarden Tonnen CO2 seit dem Jahr 1989 vermieden. Das ist mehr als doppelt soviel wie die jährlichen Treibhausgasemissionen im Gegenwert von 50 Milliarden Tonnen CO2. [1] Doch diese Errungenschaft ist in Gefahr: In vielen Ländern wird das FCKW in Kühlschränken und Klimaanlagen durch FKWs (Fluorkohlenwasserstoffe) ersetzt. Diese schaden zwar nicht der Ozonschicht, sind dafür aber 11‘700 mal klimaschädlicher als CO2. Wenn deren Produktion unkontrolliert zunimmt werden FKWs im Jahr 2050 knapp ein Fünftel der weltweiten Treibhausgasemissionen ausmachen, schätzt die UNO.
Aus diesem Grund möchten die USA und die EU FKWs ebenfalls mit Hilfe des Montreal Protokolls aus der Welt schaffen. Das Protokoll ist dazu gut geeignet. Zum einen ist es das einzige UN Abkommen, dem alle Länder der Welt angehören. Und zum anderen hat es sich als effizientes und billiges Instrument zur Abschaffung ganzer Stoffklassen erwiesen. Doch die Entwicklungsländer allen voran China und Indien weigerten sich lange Zeit über FKWs im Rahmen des Montreal Protokolls zu verhandeln. Denn dort gilt nicht die strenge Trennung der Welt in Industrie- und Entwicklungsländer wie bei den Verhandlungen im Rahmen der UN-Klimakonvention. Als erstes hatte dann China ein Einsehen: Nach dem Antrittsbesuch des chinesischen Präsidenten Xi Jinping bei US-Präsident Barack Obama im vergangenen Jahr, kündigte China an, FKWs doch mit Hilfe des Montreal Protokolls zu eliminieren. Anschliessend gelang es Obama auch, die Führer der G20 Länder von diesem Vorgehen zu überzeugen. Doch damit hatte der damalige indische Ministerpräsident Manmohan Singh das Verhandlungsmandat seiner eigenen Regierung überschritten. Seine Minister pfiffen ihn denn auch umgehend zurück und erklärten, an der indischen Position habe sich Nichts geändert. Und tatsächlich: Beim Treffen des Montreal Protokolls im Oktober 2013 lehnte es Indien einmal mehr ab, über FKWs zu verhandeln. [2]
Doch Singh ist Geschichte und nun führt Narendra Modi den Subkontinent. Und wie zuvor Xi, wollte auch Modi nicht mit leeren Händen bei seinem Antrittsbesuch bei Obama erscheinen. In der Abschlusserklärung des Treffens bekennen sich die beiden Führer denn auch “zum Bedürfnis die Institutionen und die Expertise des Montreal Protokolls zu nutzen, um den Konsum und die Produktion von FKWs zu reduzieren.“ [3] Ausserdem haben sie vereinbart innert zwei Monaten eine Arbeitsgruppe einzusetzen, die „die Sicherheit, Kosten und den kommerziellen Zugang zu neuen oder alternativen Technologien als Ersatz für FKWs“ erkunden soll. [3] Damit besteht die Möglichkeit, dass nächstes Jahr bei der Konferenz des Montreal Protokolls über die Abschaffung von FKWs verhandelt werden kann. „Das kann man als Durchbruch bezeichnen“ meinte dazu ein europäischer Diplomat, der mit dem Montreal Protokoll vertraut ist. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass Modi nicht so wie Singh wieder von seinen Kabinettskollegen blossgestellt wird. Aber Modi hat für seine Zustimmung auch etwas bekommen: Indien erhält eine Milliarde Dollar Kredit von der US Export-Import-Bank, um damit amerikanische Energietechnik zu kaufen. mic
Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?
Dann abonnieren Sie doch weltinnenpolitik.net per RSS
oder folgen sie der Facebook Seite
[1] The Economist, 20.09.2014: The deepest cuts
[2] weltinnenpolitik, 25.10.2013: Was gilt das Wort von Manmohan Singh?