Eine heißere Welt braucht Kühlung

Länder wollen Maßnahmen ergreifen um Verbesserundrate bei Energieeffizienz zu verdoppeln

Die Erneuerbaren bekommen stets mehr Aufmerksamkeit als Energieeffizienz. Ohne deutliche Effizienzsteigerungen lassen sich die Ziele des Paris Abkommens jedoch nicht erreichen. Viele Länder haben das erkannt und bei der Klimakonferenz in Dubai Effizienzverbesserungen versprochen.

Kühlung kann Leben retten. Das UN-Umweltprogramm (Unep) schätzt, dass bereits heute ein Drittel der Menschheit an mehr als 20 Tagen pro Jahr „gefährlicher Hitze“ ausgesetzt ist. “Der Kühlsektor muss wachsen, um alle Menschen vor den steigenden Temperaturen zu schützen, die Lebensmittelsicherheit zu gewährleisten und um Impfstoffe stabil und die Wirtschaft produktiv zu halten”, sagte UNEP-Chefin Inger Andersen an der 28. UN-Klimakonferenz in Dubai (COP28). Doch Klimaanlagen und Eisschränke erfordern große Mengen an Energie: Weltweit werden 20 Prozent des Stroms für Kühlung genutzt. Das Wachstum des Kühlsektors verursacht daher auch erhebliche Emissionen: Sieben Prozent der globalen Treibhausgasemissionen stammen aus dem Kühlsektor, in Form von CO2 aber auch von Kühlmitteln, die oft sehr viel klimaschädlicher als CO2 sind.

Chill! Inger Andersen erklärt an der COP28, was im Kühlsektor zu tun ist. (Foto: Mike Muzurakis / IISD)
Chill! Inger Andersen erklärt an der COP28, was im Kühlsektor zu tun ist. (Foto: Mike Muzurakis / IISD)

Ein neuer Unep-Bericht zeigt allerdings, dass diese Emissionen um 60 bis 96 Prozent reduziert werden können. [1] Die erste Maßnahme hierzu ist passive Kühlung durch die Isolierung von Gebäuden, Verschattung von Fenstern, eine bessere Ventilation und reflektierende Dächer. Das Unep schreibt: „Bauvorschriften, die solche Maßnahmen zur passiven Kühlung vorsehen, sind eines der wirksamsten Regulierungsinstrumente zur Verringerung des Kühlbedarfs.“ Und dieser Effekt ist groß: Durch passive Kühlung sinkt der Kühlbedarf um ein Viertel, was den Investitionsbedarf bis 2050 um 3000 Milliarden Dollar und die Emissionen um 1,3 Milliarden Tonnen CO2 reduziert. Die zweite Maßnahme ist eine Verbesserung der Energieeffizienz von Kühlgeräten durch Mindestvorschriften und eine bessere Kennzeichnung. Dadurch kann der Strombedarf dieser Geräte unter den Wert des Jahres 2022 gedrückt werden, obwohl 3,5 Milliarden Menschen zusätzlich von ihnen profitieren.

Die dritte Maßnahme ist schließlich ein schnellerer Umstieg auf Kühlmittel, die eine geringere Treibhauswirkung haben als die heutigen. Durch diese drei Maßnahmen ließen sich die Emissionen durch Kühlung bis 2050 um 60 Prozent reduzieren. Wenn die Länder zusätzlich komplett auf emissionsfreie Elektrizität umstellen, kann dieser Wert sogar auf 96 Prozent gesteigert werden. Damit wäre Kühlung nahezu emissionsfrei. Wie immer sind dafür aber nennenswerte Investitionen erforderlich. Diesen stehen allerdings große Einsparungen gegenüber. Unep schätzt, dass Endkunden im Jahr 2050 bei der Stromrechnung 1000 Milliarden Dollar sparen. Außerdem wird der Spitzenbedarf bei Strom um 1,5 bis zwei Terawatt (TW) verringert. Dadurch müssen Stromkonzerne 4000 bis 5000 Milliarden Dollar weniger in die Erzeugungskapazität investieren.

Damit der massive Ausbau des Kühlsektors tatsächlich zu einer Reduktion der Emissionen führt, wie vom Unep beschrieben, haben sich 63 Länder einer „Globalen Kühlungszusage“ angeschlossen. Noch ist nicht ganz klar, welche Länder dazu zählen. Die EU, die USA und Deutschland sollen aber dabei sein, während China und Indien fehlen. Zusätzlich wurden ähnliche Zusagen zur Energieeffizienz allgemein und zu Gebäuden bekannt gegeben. Zusammengenommen trügen diese dazu bei, dass die Verbesserungsrate bei der Energieeffizienz tatsächlich auf vier Prozent pro Jahr verdoppelt werden kann, meint Larissa Gross vom britischen Umweltthinktank E3G: Die drei Zusagen seien „ein starkes Signal, dass die Dynamik für eine effizientere und erschwinglichere Welt zunimmt. Diese Entwicklungen sollten alle Parteien zuversichtlich stimmen, dass das Verdoppelungsziel erreicht werden kann und dass Effizienz ­ der erste und billigste Energieträger ­ sein Gewicht als Arbeitspferd auf dem Weg zum Netto-Nullpunkt ausspielen wird.“

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[1] Unep, 05.12.2023: Global Cooling Watch 2023