COP28 sieht Feuerwerk der Ankündigungen

Länder versprechen massive Emissionsreduktionen und sehr viel Geld

Noch nie ist eine UN-Klimakonferenz so fulminant gestartet: Nach nur drei Tagen hat der Fonds für Verluste und Schäden eine Struktur und mehr als 650 Millionen Dollar. Zudem werden andere Fonds mit mehr als drei Milliarden bedacht. Und die Erneuerbarenkapazität soll verdreifacht werden.

Bei der 28. UN-Klimakonferenz in Dubai (COP28) trafen sich am Freitag und Samstag die Staats- und Regierungschefs der Welt. Diese kommen zu Beginn der COPs, um den Verhandlern die Richtung vorzugeben und idealerweise eine positive Dynamik zu erzeugen. Bei einer der zentralen Fragen, der Finanzierung, ging das Gastgeberland, die Vereinigten Arabischen Emirate, denn auch gleich in Vorlage. Nachdem diese am Donnerstag wie Deutschland bereits 100 Millionen Dollar für den neuen Fonds für Verluste und Schäden zugesagt hatten, kündigten sie nun einen mit 30 Milliarden Dollar dotierten Fonds zur Förderung der Erneuerbaren weltweit an. Der Fonds soll durch privates Geld aufgestockt werden und bis zum Ende des Jahrzehnts ein Volumen von 250 Milliarden erreichen. Viele Details sind noch unklar, außer dass der Aufsichtsrat von Sultan Al Jaber, dem Präsidenten von COP28, geleitet werden soll.

Ursula von der Leyen, die Chefin der EU-Kommission, konzentrierte sich ebenfalls auf die Erneuerbaren. Mehr als 110 Länder unterstützen eine EU-Forderung, die Erneuerbarenkapazität bis 2030 global zu verdreifachen und die Verbesserungsrate bei der Energieeffizienz auf vier Prozent pro Jahr zu verdoppeln. Zusammen mit einer Reduktion der Methanemissionen aus der Öl- und Gasproduktion um drei Viertel können so 80 Prozent der zusätzlichen Emissionssenkungen erzielt werden, die nötig sind, um die Welt auf einen 1,5-Grad-Pfad zu bringen. Nicht alle Länder setzen allerdings ausschließlich auf Solar- und Windkraft: Mehr als 20 Länder haben angekündigt, die Produktion von Atomstrom zu verdreifachen. Dazu gehören die USA, Großbritannien, Frankreich, Schweden, Japan und die Emirate. Klar auf Erneuerbare setzt hingegen Kenia: Präsident William Ruto will sein Land ab 2030 nur noch mit Grünstrom am Laufen halten.

Hast du schon gesehen? Am Freitag und Samstag gab es überraschende Ankündigungen im Halbstundentakt. (Foto: Mike Muzurakis / IISD)
Hast du schon gesehen? Am Freitag und Samstag gab es überraschende Ankündigungen im Halbstundentakt. (Foto: Mike Muzurakis / IISD)

Es gab auch industriespezifische Initiativen: Bundeskanzler Olaf Scholz stellte den „Klimaclub“ vor. 36 Länder wollen in diesem Club zusammenarbeiten, um die Emissionen der Zement- und Stahlindustrie möglichst auf null zu reduzieren. Und schließlich kündigten die Öl- und Gaskonzerne an, die Methanemissionen bis 2030 auf „nahe null“ zu reduzieren und bei den CO2-Emissionen dieses Ziel bis 2050 zu erreichen. Das zweite Ziel betrifft allerdings nur die Emissionen, die bei der Förderung anfallen und nicht diejenigen, die bei der Verbrennung dieser fossilen Energieträger freigesetzt werden. 320 Umweltorganisationen kritisierten daher diese Selbstverpflichtung der Industrie in einem Brief: „Dabei handle es sich um „eine gefährliche Ablenkung vom COP28-Prozess. Wir brauchen Abkommen und keine freiwilligen Zusagen.“ Außerdem müsse das Ziel sein, die Förderung von Öl und Gas komplett einzustellen.

Wie erwartet gab es viele weiter Finanzankündigungen. Der Fonds für Verluste und Schäden hat mittlerweile Zusagen über 650 Millionen Dollar und einige potentielle Geber haben noch keine Ankündigung gemacht wie etwa Australien und Norwegen. Die größten Geldgeber sind bislang Frankreich und Italien mit je 100 Millionen Euro. „Man hat den Eindruck, dass EU-Länder sich eine Bieterschacht liefern, wer die großzügigste Zusage machen kann“, wunderte sich Alex Scott vom britischen Thinktank E3G. Auch der Anpassungsfonds wurde nicht vergessen: Die Schweiz will diesen mit 135 Millionen Franken über vier Jahre bedenken. Für eine doppelte Überraschung sorgten schließlich die USA: Diese kündigten an, komplett aus der Kohleverstromung auszusteigen. Früher wurde dort mehr als die Hälfte des Stroms mit Kohle erzeugt. Heute sind es noch ein Fünftel und auf absehbare Zeit null. Die USA kündigten zudem an, drei Milliarden Dollar an den Green Climate Fund zu überweisen.

Tim Evans von E3G zeigte sich beeindruckt von der Vielzahl der Abkündigungen: „Wie sehen beispielloses Momentum für die Energiewende. Die Verdreifachung der Erneuerbaren, eine Verdoppelung der Verbesserungsrate bei der Energieeffizienz und der Ausstieg aus den fossilen Energien zusammen sind ein komplettes Paket. Wir können das schaffen. Das Momentum ist da.“

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