Indonesien verbietet Export von Palmöl

Vertrauen in Weltmarkt als Lieferant in Krisen könnte leiden

Weil in Indonesien Palmöl immer teurer wurde hat das Land nun den Export verboten. Dabei sind auf dem Weltmarkt auch die anderen Pflanzenöle knapp und sehr teuer. Immer mehr Länder könnten sich daher mit strategischen Nahrungsreserven vom Weltmarkt unabhängiger machen wollen.

Indonesiens Präsident Joko Widodo hat Alles versucht: Er hat die strategische Reserve angezapft, Subventionen eingeführt, den Preis gedeckelt und Exportquoten erlassen. Nichts hat gefruchtet: Palmöl war entweder gar nicht erhältlich oder sehr teuer. Seit Beginn des Jahres ist in Indonesien der Preis für einen Liter des Speiseöls um 40 Prozent gestiegen und es kam zu Demonstrationen. Letzte Woche kurz, vor den Feierlichkeiten zum Ende des Ramadans, verhängte Widodo dann die radikalste mögliche Maßnahme: einen Exportverbot sowohl für Rohpalmöl und als auch für raffiniertes Palmöl. Dieser Schritt hat Folgen für die ganze Welt. Palmöl ist vor Soja-, Raps- und Sonnenblumenöl das wichtigste pflanzliche Öl der Welt und Indonesien mit einem Anteil von 60 Prozent der weltweit größte Produzent. [1] [2]

Hinzu kommt, dass die Produktion in Malaysia, dem zweitgrößten Produzenten von Palmöl, zurückgegangen ist. Wegen der Coronakrise fehlen dort ausländische Gastarbeiter, um sich um die Palmölplantagen zu kümmern. Außerdem ist Sonnenblumenöl knapp: Russland und die Ukraine produzieren 55 Prozent des Sonnenblumenöls auf der Welt. Und auch die Menge an Sojaöl auf dem Weltmarkt ist beeinträchtigt. Wegen Dürre in Argentinien und Brasilien sind dort die Ernten geringer als sonst. Der Index der Welternährungsorganisation FAO für Pflanzenöle ist denn auch stärker gestiegen als jeder andere Subindex. Stand Anfang April hat sich Pflanzenöl um 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr verteuert. [3] Dieser Preisschub macht sich dann bei fast jedem Produkt im Supermarkt bemerkbar. Palmöl findet Verwendung in Lebensmitteln aber auch in Haarwaschmittel, Zahnpasta und Lippenstiften. Außerdem wird es zu Biodiesel verarbeitet.

Ergiebig. Obwohl in Indonesien das Öl auf Bäumen wächst, ist es derzeit knapp. (Foto: tristantan / Pixabay)
Ergiebig. Obwohl in Indonesien das Öl auf Bäumen wächst, ist es derzeit knapp. (Foto: tristantan / Pixabay)

Besonders betroffen sind Länder, die einen Großteil ihres Bedarfs an Pflanzenölen importieren. Dazu gehören Indien, Pakistan, Bangladesch, Ägypten und Kenia – Länder, die in der Vergangenheit meist auch viel Getreide aus der Ukraine eingeführt haben. [2] Wie schwerwiegend die Folgen von Indonesiens Exportstopp sein werden, hängt jedoch auch davon ab, wie lange dieser in Kraft bleibt. Der begrenzende Faktor ist hier die Lagerkapazität. “Bei einem totalen Verbot wären schon vor einem Monat alle Tanks voll”, sagte Eddy Martono, Generalsekretär von GAPKI, Indonesiens größtem Palmölverband. [4] Und auch Widodo stellte von Anfang an klar, dass der Bann temporär ist: “Sobald der Inlandsbedarf gedeckt ist, werde ich das Exportverbot natürlich aufheben, denn ich weiß, dass das Land Steuern, Devisen und einen Handelsbilanzüberschuss braucht, aber die Befriedigung der Grundbedürfnisse der Bevölkerung hat Vorrang.” [5]

Aber selbst wenn der Exportstopp nur von kurzer Dauer ist, dürfte er längerfristige Folgen haben. Immer mehr Länder dürften anfangen, Lebensmittel zu horten, weil sie nicht darauf vertrauen, dass sie sich im Fall einer Krise auf dem Weltmarkt eindecken können. Zu diesen Ländern gehört insbesondere China. Obwohl das Land nur 20 Prozent der Weltbevölkerung ausmacht hat es 69 Prozent der globalen Maisreserven, 60 Prozent der Reisreserven und 51 Prozent der Weizenreserven gebunkert wie Schätzungen der US-Regierung zeigen. “Unsere Weizenvorräte reichen aus, um die Nachfrage für eineinhalb Jahre zu decken. Es gibt keinerlei Probleme bei der Versorgung mit Lebensmitteln”, sagte Qin Yuyun von Chinas „Nationaler Behörde für Lebensmittel und strategische Reserven“. [6] Und genau diese Gewissheit – dank üppiger Reserven immer genug zu essen zu haben – werden immer mehr Länder anstreben, wenn sich der Weltmarkt immer wieder als unzuverlässiger Lieferant erweist.

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[1] TheDigest, 20.11.2021: Global vegetable oil production set to reach new record highs in 2021/22

[2] Reuters, 27.04.2022: Factbox: Global edible oil markets simmer after shock Indonesia ban

[3] FAO, Stand 05.05.2022: FAO Food Price Index

[4] Reuters, 27.04.2022: Indonesia’s palm oil export ban seen short-lived on limited storage

[5] Reuters, 027.04.2022: Indonesia stuns markets as it widens ban to include CPO, refined palm oil

[6] NikkeiAsia, 23.12.2021: China hoards over half the world’s grain, pushing up global prices