In Deutschland wird Essen kaum teurer

Je reicher ein Land ist, desto geringer sind die Folgen des Preisanstiegs

Die deutlich gestiegenen Preise von Nahrungsmitteln an den Rohstoffbörsen, werden sich in Deutschland kaum im Portemonnaie bemerkbar machen. In vielen armen Ländern sieht das allerdings anders aus.

Es ist eine Art Naturgesetz der Ungerechtigkeit: Es ist fast egal, was passiert, aber die Ärmsten sind in besonderen Maß negativ betroffen. Das gilt etwa beim Klimawandel oder bei den ökonomischen Folgen der Coronakrise. Und es gilt auch beim Anstieg der Nahrungsmittelpreise. Arme Länder und vor allem die Ärmsten in diesen Ländern sind am stärksten betroffen. Doch zuerst ein Blick auf die reichen Länder: In den USA entfallen 14 Prozent des Verkaufspreises von Lebensmitteln auf die Rohstoffe aus denen sie hergestellt sind. [1] Das heißt ein Anstieg der Börsenpreise für diese Rohstoffe um zehn Prozent würde die Fertigpizza um 1,4 Prozent erhöhen. Tatsächlich ist es sogar noch weniger, wie eine aktuelle Studie zeigt. Nach einem Jahr ist der Preis um 0,8 Prozent höher. [1] Der Hersteller der Fertigpizza und der Einzelhandel geben also nur einen Teil der gestiegenen Rohstoffkosten an die Konsumenten weiter.

Relativ. Hier dürfte der Preis für die Zutaten eine grössere rolle spielen als in Deutschland. (Foto: Dominic Chavez / World Bank /Flickr)
Relativ. Hier dürfte der Preis für die Zutaten eine grössere rolle spielen als in Deutschland. (Foto: Dominic Chavez / World Bank /Flickr)

Der Preisanstieg in den letzten zwölf Monaten um 40 Prozent würde folglich Lebensmittel um 3,2 Prozent verteuern. Lebensmittel machen in Deutschland aber nur knapp zehn Prozent des Warenkorbs aus, der zur Berechnung der Inflation genutzt wird. Das bedeutet, dass wegen des Anstiegs der Nahrungsmittelpreise um 40 Prozent der Warenkorb um 0,32 Prozent teurer wird. Das dürfte den wenigsten auffallen. Ein Blick auf die deutsche Inflationsrate im Mai bestätigt diese Einschätzung. Im Mai lag die Inflationsrate bei 2,5 Prozent für den ganzen Warenkorb und bei 1,5 Prozent für Lebensmittel. [2] Der größte Preistreiber war Energie. Diese hat sich im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent verteuert.

Nun zu den ärmeren Ländern. Hier dürfte zum einen der Rohstoffanteil am Preis von Lebensmitteln höher sein. Wo weniger Fertiggerichte gegessen und mehr gekocht wird, dort spielen die Preise eine größere Rolle, die auf dem Markt für die Zutaten aufgerufen werden. Und dann kommt die Gewichtung von Nahrungsmitteln im lokalen Warenkorb. Diese machen in einigen Ländern mehr als 60 Prozent des Warenkorbs aus. [3 s. S. 16] Aktuell kommen dann noch die steigenden Kosten für Energie dazu. Diese sind in den meisten Ländern für rund ein Zehntel des Warenkorbs verantwortlich. [3 s. S. 16] Kurz, in vielen ärmeren Ländern ist ein großer Teil des Warenkorbs deutlichen Preissteigerungen an den Weltmärkten ausgesetzt. In dieser Situation kommt es schließlich auf den Wechselkurs der einheimischen Währung zum Dollar an. Wenn dies fällt, während die Dollarpreise für Nahrungsmittel und Energie steigen, dann wird’s richtig teuer. mic

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[1] FarmdocDaily, 24.03.2021: Basic Facts about Food Price Inflation in the U.S.

[2] Statistisches Bundesamt, 15.06.2021: Inflation rate at +2.5% in May 2021

[3] EZB, Februar 2017: Global inflation: the role of food, housing and energy prices (PDF)