Green Bonds machen Euro attraktiver

Fast die Hälfte aller grünen Anleihen ist in Euro denominiert

Die EU will die Finanzmärkte nutzen, um die Wirtschaft nachhaltiger zu machen. Das hat einen interessanten Nebeneffekt: Es stärkt die internationale Bedeutung des Euro. Zudem werden sich auch ausländische Finanzmarktakteure wohl meist an die Regeln aus Brüssel halten.

Der Markt für grüne Anleihen oder Green Bonds wächst rapide. Im Jahr 2014 wurden grüne Anleihen für neun Milliarden Dollar ausgegeben. Letztes Jahr war dieser Wert mehr als zwanzigmal so hoch und lag bei 205 Milliarden Dollar. [1 s. Box 1] Noch ist der Anteil von Green Bonds allerdings gering. Nur 2,85 Prozent aller Anleihen waren grün. Ein Währung sticht allerdings heraus: der Euro. Fast ein Zehntel aller Anleihen in Europas Währung diente der Finanzierung von Investitionen in den Klima- und Umweltschutz und durfte daher als „grün“ firmieren. Von allen Green Bonds weltweit sind 45 Prozent in Euro denominiert. Dass grüne Anleihen im Euroraum auf ein günstiges Umfeld stoßen, zeigt auch noch eine andere Zahl: Knapp ein Drittel der Emittenten solcher Anleihen stammen nicht aus dem Euroraum (siehe Grafik). In einem Bericht der Europäischen Zentralbank (EZB) über die internationale Bedeutung des Euro schreibt die Bank daher: „Die Konsolidierung der EU als globaler Umschlagsplatz für grüne Finanzinstrumente könnte den Euro als Währung der Wahl für solche Finanzprodukte stärken und seine Internationale Rolle unterstützen.“ [1] Oder anders: Dank der grünen Anleihen wird der Euro weltweit wichtiger.

Grüner. Der Euro dominiert den Markt für Green Bonds (rechts) und lockt auch viele ausländische Emittenten an (links). (Grafik: EZB)

Eine Stärkung dieses Trends verspricht sich die EZB zudem von der neuen EU-Klassifizierung nachhaltiger Aktivitäten wie der Produktion von Solarstrom, der „Taxonomie“. Diese wurde im April von den EU-Finanzministern abgesegnet und geht jetzt ins Europaparlament. [2] Dazu schreibt die EZB: „Die schnelle Umsetzung der Taxonomie könnte die internationale Rolle des Euro stärken, indem eine glaubwürdiger und standardisierter Rahmen geschaffen wird.“ [1] Mit der Taxonomie lässt sich feststellen wie grün ein Unternehmen ist. Ein Stahlhersteller, der zehn Prozent seines Stahls mit Wasserstoff und nicht mir Kokskohle produziert, ist zu zehn Prozent „Taxonomie-konform“. So lässt sich über ein ganzes Aktienportfolio berechnen, wie grün dieses ist. Anschließend können Ziele für dieses Portfolio definiert werden wie: In fünf Jahren muss das Portfolio doppelt so Taxonomie-konform sein wie heute. Die EU will so die Finanzmärkte nutzen, um die Wirtschaft insgesamt nachhaltiger zu machen und das weltweit: „Wie bei anderen EU-Regelungen sind die Auswirkungen auf Drittstaaten ein wichtiger Aspekt“, schreibt der Finanzmarktdienstleister Bloomberg. [3] Hintergrund ist hier der „Brüssel Effekt“. Weil die EU meist die strengsten Vorschriften hat, ist es für internationale Konzerne das Einfachste, sich überall an die EU-Regeln zu halten. Die EU wird daher auch als „regulatorische Supermacht“ bezeichnet.

Käufer. Noch bevorzugt die EZB Green Bonds nicht, sondern verhält sich “marktneutral” beim Kauf von Anleihen. (Foto: EUB / Thorsten Jansen)

Mit der Taxonomie lässt sich aber nicht nur eruieren, wie grün eine Firma oder ein Portfolio ist, sondern im Umkehrschluss auch wie „braun“. Hier befürchtet EZB-Chefin Christine Lagarde, dass ein Übermaß an braunen Aktivitäten letztlich zu finanzieller Instabilität führen kann. „Manche wirtschaftlichen Aktivitäten könnten schnell obsolet werden.“ [4] Das berge das Risiko, dass Güter wie etwa Ölförderanlagen innert kurzer Zeit wertlos werden. Die britische Zentralbank überlegt daher bereits, ob sie Banken bestrafen soll, wenn diese zu viele braune Anlagen in ihren Büchern haben. Banken könnten etwa gezwungen werden, für braune Kredite mehr Kapital vorzuhalten. Noch fehle aber eine verlässliche Datengrundlage, sagte der frühere Chef der Bank of England, Mark Carney, im März: „Die Einführung eines braunen Bestrafungsfaktors wird erschwert durch das Fehlen von Daten, die uns erlauben zu messen, wie riskant eine Anlage ist.“ [5] Das Problem ist, dass es Firmen freigestellt ist, was sie über ihre Klimarisiken berichten. Aber auch das will Carney ändern: „Wir denken es ist an der Zeit für ein Pflicht zur Offenlegung.“ [6] Spätestens dann ist klar, wie braun oder grün eine Anlage wirklich ist. mic

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[1] EZB, 09.06.2020: The international role of the euro

[2] Rat der EU, 15.04.2020: Sustainable finance: Council adopts a unified EU classification system

[3] Bloomberg, 09.03.2020: The EU Taxonomy for sustainable finance: FAQs for financial market participants

[4] Christine Lagarde, 27.02.2020: Climate change and the financial sector

[5] Reuters, 10.03.2020: Bank of England considers bank capital charge on polluting assets

[6] ExpertInvestor, 29.05.2020: Time for mandatory TCFD reporting, says Mark Carney