Polen will die Erneuerbaren massiv ausbauen
Polen gilt als das Kohleland schlechthin. Doch dies ändert sich gerade und das Land ist daher ein heißer Markt für die Entwickler von Wind- und Solarprojekten. Beschleunigt wird diese Entwicklung nun noch durch die Coronakrise.
Auch in Polen wird der Strommix grüner. Letztes Jahr ist der Anteil von Kohlestrom auf 74 Prozent gefallen. Die Stromerzeugung aus Steinkohle ist um fünf und die aus Braunkohle sogar um 15 Prozent zurückgegangen. [1] Die Gründe dafür sind ein deutlicher Anstieg der Stromproduktion aus Sonne, Wind und Gas sowie mehr Stromimporten. [2] Nun könnte die Coronakrise diesen Trend noch beschleunigen wie Michal Kurtyka in einem Meinungsbeitrag für Euractiv schreibt: „Die Coronavirus-Pandemie zwang die Entscheidungsträger, ihre Sichtweise auf die Wirtschaft zu ändern und sich an die neue Normalität anzupassen.“ [3] Und diese bestehe in einer „Transformation hin zu niedrigen und Null-Emissionen“. Nachdem Polen noch im Dezember das EU-Ziel von Klimaneutralität bis 2050 für sich nicht gelten lassen wollte, ist das eine beachtliche Wende.

Die Coronakrise ist dabei sowohl ein Push- als auch ein Pull-Faktor. Wie in anderen Ländern auch ist die Krise ein Schock für die polnische Wirtschaft und den Staatshaushalt. Das „stößt“ (englisch „push“) die Kohle aus dem Energiemix, denn deren Abbau und Verbrennung ist auch in Polen unrentabel. Ein ungenannter Regierungsvertreter sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters: „Die Coronakrise wird riesige Summen kosten. Aus Sicht der Staatsfinanzen können wir den Abbau von Kohle nicht länger finanzieren.“ [4] Aus diesem Grund plant die polnische Regierung nach Reuters-Angaben die Schließung von drei Kohleminen. Dies solle aber erst nach der zweiten Runde der polnischen Präsidentenwahl in zwei Wochen bekannt gegeben werden. Aber auch die Kohleverstromung lohnt sich nicht mehr. Letztes Jahr entschied ein Gericht, dass sich der Energiekonzern Enea nicht am Bau des Kohlemeilers Ostrołęka C beteiligen darf. Geklagt hatte die Umweltorganisation ClientEarth nachdem sie eine Enea-Aktie erworben hatte. Peter Barnett, der ClientEarth Anwalt sagte: „Dieses Projekt war nie praktikabel, weder aus der Finanz- noch aus der Klimaperspektive.“ [5]
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[1] Politico, 02.03.2020: Black clouds over Polish coal
[2] Forum Energii, Stand 30.06.2020: Energy sector data 2019
[3] Michal Kurtyka, 29.06.2020: Der grüne Investitionsplan wird zum Impuls für das Wirtschaftswachstum
[4] Reuters, 03.06.2020: COVID-19 pushes Poland to accelerate exit from ailing coal – sources
[5] environment analyst, 01.06.2020: ‘Unviable’ coal plant project in Poland a stranded asset
[6] PV Tech, 22.06.2020: Poland sets sights on multi-gigawatt growth as industry weathers COVID storm
[7] Bloomberg, 24.06.2020: Europe’s coal heartland is the hottest market for green power (siehe auch hier)