Emissionen des Güterverkehrs ließen sich auf null drücken

Ohne Gegenmaßnahmen steigen die Emissionen stark an

Die Emissionen des internationalen Warentransports zu eliminieren, gilt als schwierig. Machbar ist es aber und, um die Klimakrise zu stoppen, wohl auch unausweichlich.

Der grenzüberschreitende Warentransport ist für rund sieben Prozent der globalen CO-Emissionen verantwortlich. [1] Das hat das Internationale Transport Forum (ITF) ausgerechnet, ein Thinktank der OECD, der Club der Industriestaaten. Mit Emissionen von gut zwei Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr wäre der Welthandel das fünftgrößte Land der Welt, nach Indien und vor Russland. Mehr als die Hälfte der Emissionen entfallen auf den Lastwagenverkehr, da dieser pro Tonne und Kilometer besonders viel CO2 verursacht. Der Schiffsverkehr hat derweil einen Anteil von 37 Prozent, Luftfracht einen Anteil von sieben Prozent und die Bahn einen Anteil von drei Prozent. Wegen des erwarteten Wachstums des Welthandels erwartet das ITF, dass sich die Emissionen aus dem Warentransport bis zum Jahr 2050 knapp vervierfachen werden. Um die Klimaüberhitzung bei 1,5 Grad zu stoppen, müssen die globalen Emissionen aber in den nächsten zehn Jahren halbiert und dann bis 2050 auf Netto-Null abgesenkt werden. Sollten die Emissionen aus dem Warentransport also tatsächlich auf über acht Milliarden Tonnen steigen, müsste diese Menge an CO2 andernorts der Atmosphäre wieder entzogen werden.

Technisch ließen sich die Emissionen aus dem Güterverkehr aber auch komplett vermeiden. Dieses Ziel verfolgt die „Getting to Zero Coalition“ beim Schiffsverkehr. [2] Die Allianz aus Reedereien wie Maersk, Banken, Ölmultis, dem Hamburger Hafen und Technologiekonzernen wie Bosch oder MAN will bis 2030 die ersten emissionsfreien Schiffe im Einsatz haben. Die Technologie der Wahl ist Wasserstoff. [3] Dieser kann auf zwei Arten klimaneutral gewonnen werden: „Grüner Wasserstoff“ entsteht bei der Elektrolyse von Wasser mit erneuerbarem Strom. Dazu würden aber sehr große Mengen an Ökostrom benötigt. „Blauer Wasserstoff“ wird aus Erdgas hergestellt. Das dabei anfallende CO2 müsste unterirdisch verpresst werden, damit das Klima nicht belastet wird. Bei letzterem sind die Anfangsinvestitionen geringer. Sollten die Kosten von erneuerbarem Strom aber weiterhin kontinuierlich fallen, könnte „grüner Wasserstoff“ langfristig billiger sein. [3]

Der letzte. Die Krusenstern (vormals Padua) wurde 1926 als weltweit letzter Frachtsegler vom Stapel gelassen. (Foto: Żeglarz / Wikipedia)

Beim Luftverkehr gibt es noch kein Pendant zur „Getting to Zero Coalition“. Derzeit will die Internationale Zivilluftfahrtorganisation ICAO die Emissionen des Sektors nur auf dem Niveau dieses Jahres deckeln – durch die Kompensation der Emissionen mit Klimaschutzprojekten. Aber auch Fliegen könnte klimaneutral sein. Wasserstoff kommt für Flugzeuge wegen der relativ geringen Energiedichte allerdings nicht in Frage. [4] Der Treibstoff der Zukunft muss ähnliche Eigenschaften wie das heutige Flugbenzin haben. In Frage kommen daher Biosprit aus Pflanzen und „synthetische Kraftstoffe“ (Synfuels). Diese werden aus CO2 und Wasserstoff hergestellt. Hier stellt sich erneut die Frage nach grünem und blauem Wasserstoff. Außerdem hängt die Klimawirkung von der Herkunft des CO2 ab. Wird dieses direkt aus der Luft gefiltert (Direct Air Capture), dann sind Synfuels tatsächlich klimaneutral.

Beim Lastwagenverkehr ließe sich gar der Einsatz von Wasserstoff und Synfuels vermeiden. Zum einen kann ein Teil der Tonnage von der Straße auf die Schiene verlagert werden. Experimentiert wird zudem mit Lastern mit Elektromotor. Dazu wurde ein Teil der Autobahn A5 mit Oberleitungen versehen. [5] Alternativ ließen sich die Leitungen auch in die Straße einarbeiten wie es zurzeit in Schweden getestet wird. [6] Damit könnte man auch Elektroautos nachladen. Machbar ist Alles. mic

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?
Dann abonnieren Sie doch weltinnenpolitik.net per RSS oder Email
oder folgen sie der Facebook Seite

[1] ITF, 2015: The Carbon Footprint of Global Trade – Tackling Emissions from International Freight Transport (PDF)

[2] Global Maritime Forum, Stand 02.03.2020: Getting to Zero Coalition

[3] Global Maritime Forum, Stand 02.03.2020: The scale of investment needed to decarbonize international shipping

[4] ETC, 19.11.2018: Mission Possible – Sectoral Focus Aviation (PDF)

[5] ntv, 07.05.2019: Lkw fahren mit Strom aus Oberleitung

[6] Guardian, 12.04.2018: World’s first electrified road for charging vehicles opens in Sweden