Wird Glencore grün?

Der grösste Bergbaukonzern der Welt beugt sich dem Druck von Investoren

Immer mehr institutionelle Investoren verlangen, dass sich Konzerne am Pariser Klimaabkommen ausrichten. Diesem Druck hat nun Glencore nachgegeben.

Der Bergbaukonzern Glencore aus Baar in der Schweiz hat am Mittwoch angekündigt seine Strategie am Pariser Klimaabkommen auszurichten. Dazu soll insbesondere die Kohleproduktion rund zehn Prozent über dem aktuellen Niveau von 129,4 Millionen Tonnen [1 s. S. 29] pro Jahr gedeckelt werden. Glencore teilte mit: „Wir müssen in Beteiligungen investieren, die widerstandsfähig gegenüber den regulatorischen, physikalischen und operationellen Risiken des Klimawandels sind.“ [2] Der Konzern sagte ausdrücklich, dies sei auf Druck von Investoren der „Climate Action 100+ Initiative“ geschehen. Diese hat 300 Mitglieder, die insgesamt 32 Billionen Dollar (32‘000 Milliarden) verwalten. Die Initiative zeigte sich denn auch zufrieden mit ihrem Erfolg. Glencores „Selbstverpflichtung ist einzigartig für den Bergbausektor“ sagte etwa George Cheveley von Investec Asset Management. [3]

Geldmaschinen. Nach dem Zukauf mehrer Minen in Australien im Jahr 2018 Hat Glencore beschlossen, nicht weiter in diesem Segment zu expandieren. (Foto: Glencore)
Geldmaschinen. Nach dem Zukauf mehrer Minen in Australien im Jahr 2018 Hat Glencore beschlossen, nicht weiter in diesem Segment zu expandieren. (Foto: Glencore)

Zusätzlich zur Obergrenze für die Kohleproduktion hat sich Glencore zu weiteren Massnahmen verpflichtet. So will der Konzern “Rohstoffen den Vorrang einräumen, die für die Energie- und Mobilitätswende essentiell sind“. [2] Dazu gehört etwa die nicht unumstrittene Förderung von Kobalt in der Demokratischen Republik Kongo (vormals Zaire). Kobalt wird für die Batterien von Elektroautos benötigt. Der Konzern will auch seine eigenen CO2-Emissionen und die Emissionen seiner Produkte senken. Prognosen für letztere werden ab nächstem Jahr im Geschäftsbericht ausgewiesen. Zudem wird geprüft, wie die Erreichung der Klimaziele in die Entlohnung des Managements einfliessen kann. Überprüft wird auch, ob „sich die Mitgliedschaft in verschiedenen Industrieverbänden mit der neuen Konzernstrategie vereinbaren lässt“. [2] Sollte dies nicht der Fall sein, will Glencore noch dieses Jahr Konsequenzen ziehen. Damit kommt Glencore allen Forderungen von Climate Action 100+ nach. [4]

Auf den ersten Blick vollzieht Glencore damit einen deutlichen Strategiewechsel. Kohle ist für den Konzern der wichtigste Rohstoff. Letztes Jahr stammte mehr als ein Drittel des Glencoregewinns aus dem Kohlegeschäft. [5] Noch letztes Jahr investierte der Konzern in Kohle. Im März kaufte er dem Konkurrente Rio Tinto dessen gesamtes Kohlegeschäft ab. [6] Damit ist Glencore zum grössten Player im Markt für hochwertige, per Schiff transportierte Kohle aufgestiegen. [7] Auf den zweiten Blick rückt daher eine zynischere Interpretation von Glencores Strategieschwenk in den Blick: Wenn der Konzern seine Produktion deckelt, steigt der Preis für hochwertige Kohle und der Konzern ist der Hauptnutzniesser. Trotzdem sei der Strategieschwenk auch mit Verzicht verbunden, sagte Glencore-Chef Ivan Glasenberg in einem Gespräch mit Finanzanalysten: „Wir haben Möglichkeiten für neue Minen mit signifikanter Grösse, die wir wahrnehmen könnten aber in Zukunft nicht machen werden.“ [8] mic

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[1] Glencore, 20.02.2019: Preliminary Results 2018 (PDF)

[2] Glencore, 20.02.2019: Furthering our commitment to the transition to a low-carbon economy

[3] Church of England, 20.02.2019: Church Commissioners for England and leading institutional funds welcome Glencore’s climate change commitments

[4] Climate Action 100+, Stand 21.02.2019: FAQ – What are investors asking focus companies to do?

[5] Im Jahr 2018 lag der Gewinn (Ebit) von Glencore aus dem operativen Geschäft (ohne Wertberichtigungen) bei 7,262 Milliarden Dollar. [1 s. S. 8] Der Gewinn aus dem Kohlegeschäft allein lag bei 3.190 Milliarden Dollar. [1 s. S. 28] Damit lag der Anteil des Kohlegeschäfts bei 44 Prozent. Rechnet man den Gewinn mit Kokskohle für die Stahlerzeugung raus, bleibt immer noch ein Anteil von 36 Prozent.

[6] Reuters, 20.03.208: Glencore snaps up Rio Tinto’s Hail Creek coal mine, project for $1.7 billion

[7] Forbes, 20.10.2018: Glencore Emerging A Big Winner From Coal Consolidation

[8] Mining mx, 20.02.2019: Glencore defends 150Mt coal cap saying it clarifies future shape of diversified group