Opec, Russland und Trump treiben Ölpreis hoch

Ein Fass Öl kostet wieder mehr als 70 Dollar

Der Ölpreis hängt seit jeher sowohl von Marktkräften als auch von der politischen Lage am Persischen Golf ab. Derzeit sorgen beide Faktoren für einen steigenden Preis.

Vor gut zwei Jahren erreichte der Ölpreis einen Tiefpunkt von 27 Dollar pro Fass (159 Liter) der Nordseesorte Brent. Am Montag dieser Woche lag er kurzfristig knapp über 75 Dollar. Dafür gibt es drei Gründe: die Nachfrage, das Angebot und US-Präsident Donald Trump. Obwohl Mitschuld am Preisanstieg twitterte dieser allerdings sein Missfallen: „Die Ölpreise sind künstlich hoch. Nicht gut und wird nicht akzeptiert.“ Doch zurück zu den Marktkräften: In den letzten drei Jahren ist die Nachfrage nach Rohöl um mehr als fünf Prozent gestiegen und dieses Jahr wird der Ölverbrauch wohl zum ersten Mal die Marke von 100 Millionen Fass pro Tag knacken. Gleichzeitig haben das Ölkartell Opec und Russland ab Anfang 2017 das Angebot verknappt. Damit sollten die globalen Ölreserven reduziert und letztlich der Preis erhöht werden. Beide Ziele wurden mittlerweile erreicht. Die Internationale Energieagentur IEA schrieb in ihrem Aprilbericht: „Es ist nicht an uns zu sagen ‚Mission Erfüllt‘, aber es sieht sehr danach aus.“ [1]

https://twitter.com/realDonaldTrump/status/987284041304100864

Geholfen hat dabei das Opec-Land Venezuela. Wegen der Wirtschaftskrise bricht dort die Förderung ein und liegt jetzt so tief wie vor 30 Jahren. Patrick Pouyanne, vom französischen Ölmulti Total, sagt: „Es fehlt an Maschinen, an Werkzeugen. Es fehlt an allem.“ [2] Hinzu kommen Korruption und Diebstahl im staatlichen Ölkonzern ‚Petróleos de Venezuela‘. Demnächst könnte es aber noch schlimmer kommen: Am 20. Mai wird in Venezuela gewählt. Die meisten Oppositionskandidaten sind aber von der Wahl ausgeschlossen und die EU, die USA und viele lateinamerikanische Länder haben bereits angekündigt, das Wahlresultat nicht zu akzeptieren. Der nahezu sichere Sieg von Präsident Nicolás Maduro könnte daher weitere US-Sanktionen gegen Venezuela zur Folge haben – bis hin zu einem kompletten Importstopp. Die USA sind der wichtigste Kunde für venezoelanisches Öl.

So hoch. Donald Trump erklärt MBS, wie hoch der Ölpreis sein soll. (Foto: Whitehouse, Wikimedia)
So hoch. Donald Trump erklärt MBS, wie hoch der Ölpreis sein soll. (Foto: Whitehouse, Wikimedia)

Der Deal zwischen der Opec und Russland über die koordinierte Drosselung der Ölproduktion läuft am Ende dieses Jahres aus. Laut dem Kronprinzen von Saudi Arabien, Mohammed bin Salman (kurz MBS), könnte er aber verlängert werden: „Wir arbeiten daran, von einem Jahr-zu-Jahr-Abkommen zu einem 10 oder 20 Jahre Abkommen zu wechseln“, sagte MBS im März. [3] „Das ist eine sehr wichtige, strategische Entwicklung“ sagte Helima Croft von der ‚Royal Bank of Canada‘. „Saudi Arabien war ein treuer US-Verbündeter während des Kalten Kriegs und jetzt scheint die neue Russland-Saudi Allianz dicker als Öl zu sein.“ [3] Ein Grund dafür dürfte der bevorstehende Börsengang von ‚Saudi Aramco‘, dem bislang staatlichen Ölkonzern sein. Nur wenn der Ölpreis hoch ist erzielt Riad damit auch einen guten Preis. Dass Russland in Syrien und anderswo mit Saudi Arabiens Erzfeind Iran gemeinsame Sache macht, scheint da zweitrangig zu sein.

Im Machtkampf mit dem Iran setzt Saudi Arabien weiter auf die USA: Zusammen mit Israel fordert das Wüstenkönigreich, dass die USA den Atomdeal mit dem Iran aufkündigen. Das könnte bereits am 12. Mai passieren, wenn US-Präsident Donald Trump die Aussetzung der US-Sanktionen gegen den Iran verlängern muss. Iran exportierte im April 2,6 Millionen Fass Öl pro Tag – der höchste Wert seit Bestehen des Atomdeals. [4] Doch die drohenden US-Sanktionen haben bereits jetzt eine dämpfende Wirkung weil Händler mit dem Iran keine Verträge mehr eingehen, die über den 12. Mai hinausgehen. „Warum sollen wir neue Geschäfte mit dem Iran machen, wenn Unsicherheit herrscht und man auf grössere Sicherheit oder auf deutlich ermässigte Preise warten kann?“ sagt David Fyfe, der Chefökonom von Gunvor, einem Rohstoffhandelshaus aus der Schweiz. [5] Welche Auswirkungen neue US-Sanktionen hätten ist allerdings umstritten. Die EU und China wollen am Atomdeal mit dem Iran festhalten. Zudem will China einen Teil seiner Ölimporte in Zukunft mit Yuan bezahlen. Durch US-Sanktionen künstlich verbilligte Lieferungen aus dem Iran, wären da eine günstige Einstiegsgelegenheit. mic

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?
Dann abonnieren Sie doch weltinnenpolitik.net per RSS oder Email
oder folgen sie der Facebook Seite

[1] Reuters, 13.04.2018: IEA says ‘mission accomplished’ for OPEC as oil stocks shrink

[2] Financial Times, 01.05.2018: Venezuela’s oil decline reaches new depths

[3] Reuters, 27.03.2018: OPEC, Russia consider 10- to 20-year oil alliance – Saudi Crown Prince

[4] Oilprice, 01.05.2018: Iran’s Oil Exports Hit Record High As Sanctions Loom

[5] Bloomberg, 26.04.2018: Trump’s Threat to Ax ‘Insane’ Iran Deal Is Scaring Off Oil Traders