Rohstoffe so billig wie vor 13 Jahren

Gold erholt sich nur leicht von ‚Flash Crash‘ am Montag

Gold hat in den letzten vier Jahren über 40 Prozent an Wert eingebüsst. Damit ist das Edelmetall aber nicht allein. Die meisten Rohstoffpreise kennen derzeit nur eine Richtung: nach unten.

Kurz nach Öffnung der Börse in Schanghai am Montag Morgen warf ‚jemand‘ knapp fünf Tonnen Gold auf den Markt. Dies entspricht einem Fünftel des täglichen Goldumsatzes in Schanghai. Der Goldpreis reagierte denn auch sofort und fiel um vier Prozent auf 1086 Dollar pro Unze (31.10 Gramm). Das ist der tiefste Kurs für das Edelmetall seit März 2010. Wer dieser ‚jemand‘ war, ist immer noch nicht bekannt. Zerohedge, ein Blog über Märkte, vermutet, dass es sich um eine absichtliche Manipulation des Goldpreises gehandelt hat: „Das war kein normaler Verkaufsauftrag, sondern ein absichtlicher Schlag mit einem Ziel: automatische Verkaufsaufträge auszulösen.“ [1] Viele Investoren sichern sich gegen alllzu dramatische Kursausschläge ab, indem sie sogenannte ‚stop loss‘ Aufträge erteilen. Fällt der Kurs unter einen Schwellenwert etwa 1100 Dollar pro Unze, dann löst dies innert Millisekunden weitere Verkaufaufträge aus und es kommt zu einem ‚Flash Crash‘ (siehe Grafik).

Glanz verloren. Wer meint Gold sei sicher, sollte sich die Grafik unten anschauen. Mit fünf Tonnen lässt sich der Goldpreis manipulieren. (Foto: Pixabay)
Glanz verloren. Wer meint Gold sei sicher, sollte sich die Grafik unten anschauen. Mit fünf Tonnen lässt sich der Goldpreis manipulieren. (Foto: Pixabay)

Der Goldpreis hat sich seither etwas erholt, liegt aber mit 1098 Dollar pro Unze immer noch unter der psychologisch wichtigen 1100 Dollar Marke. Druck auf den Preis für das gelbe Metall kommt aus verschiedenen Richtungen. Am Wochenende wurde bekannt, dass die chinesische Nationalbank sehr viel weniger Gold gekauft hat als von Marktteilnehmern erwartet. Chinas Nationalbank hat zum ersten Mal seit 2009 bekannt gegeben wieviel Gold sie hält: Obwohl sie seither 604 Tonnen Gold gekauft hat, ist der Goldanteil an Chinas Reserven von 1,8 Prozent auf 1,65 Prozent zurückgegangen. Damit hatte niemand gerechnet. Druck auf den Goldpreis kommt aber auch aus den USA: Wegen des steigenden Dollarkurses wird Gold für den Rest der Welt teurer und daher sinkt die Nachfrage und dann auch der Goldpreis in Dollar. Zudem hat die Chefin der US-Notenbank Janet Yellen angekündigt noch dieses Jahr die Zinsen erhöhen zu wollen. Damit steigen die Kosten für eine Investition in Gold: Denn im Gegensatz zu Staatsanleihen bringt das Edelmetall keine Zinsen.

Achterbahn. Wer auch immer den Goldpreis manipulieren wollte, hatte Erfolg. Der Goldpreis ist nun 40 Dollar niedriger als am Montag Morgen. (Grafik: investing.com)
Achterbahn. Wer auch immer den Goldpreis manipulieren wollte, hatte Erfolg. Der Goldpreis ist nun 40 Dollar niedriger als am Montag Morgen. (Grafik: investing.com)

Der Verfall des Goldkurses hat den Bloomberg Rohstoffindex auf ein 13-Jahre-Tief gedrückt. [3] Gold ist aber nicht der alleinige Grund für den tiefen Indexstand. Im vergangenen Jahr hat sich der Ölpreis halbiert und dieses Jahr sind viele weitere Rohstoffe billiger geworden. Der grösste Verlierer ist Kaffee. Gutes Wetter und eine schwache Währung in Brasilien haben den Preis für die Bohnen um mehr als ein Viertel einbrechen lassen. Ähnlich schlecht sieht es für Zucker aus. Knapp 20 Prozent haben zudem Schweine und Weizen eingebüsst. Doch die grössten Verlierer haben nur ein geringes Gewicht im Bloomberg Index. Das grösste Gewicht hat Gold, gefolgt von Erdgas und Öl, die alle billiger geworden sind. Zu den grossen Verlierern gehören zudem die Industriemetalle Nickel, Aluminium, Kupfer und Zink. Aufgrund der nachlassenden Baukonjunktur in China werden diese weniger nachgefragt. Damit schliesst sich ein Kreis, schliesslich war vor allem die chinesische Nachfrage für das Kursfeuerwerk an den Rohstoffmärkten in den letzten zehn Jahren verantwortlich. mic

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[1] ZeroHedge, 20.07.2015: Gold, Precious Metals Flash Crash Following $2.7 Billion Notional Dump

[2] Bloomberg, 23.07.2015: Here’s What’s Really Driving the Commodity Index Lower