Klimadiplomaten einigen sich auf Ausgangstext für die diesjährigen Verhandlungen
Ende dieses Jahres soll ein neuer Weltklimavertrag verabschiedet werden, der – zumindest perspektivisch – die Klimaerwärmung auf zwei Grad begrenzt. Dafür wurde nun einer erster, wichtiger Schritt getan.
Das vergangene Jahr war das wärmste seit Beginn der Temperaturaufzeichnung vor rund 130 Jahren und die zehn wärmsten Jahre fielen alle in die Zeit von 1998 bis heute. Damit es nicht immer wärmer wird, wollen die Länder der Welt im Dezember dieses Jahres in Paris einen neuen Weltklimavertrag verabschieden. Darin sollen sich alle Länder und nicht nur die Industriestaaten zur Reduktion ihrer Emissionen verpflichten. In der vergangenen Woche fand in Genf eine erste Vorbereitungskonferenz für Paris statt. Dort haben sich die Klimadiplomaten auf einen ersten Entwurf des neuen Weltklimvertrags geeinigt, aufgrund dessen weiterverhandelt werden soll.
Der Text entspricht aber noch eher einer Ideensammlung: Alle Länder hatten die Gelegenheit ihre Wünsche einzubringen. „Es ist, als ob 195 Autorn versuchen würden, gemeinsam ein Buch zu schreiben“ sagt Ahmed Sareer aus den Malediven, der Sprecher der Verhandlungsgruppe der kleinen Inselstatten. Die Sammlung aller Ideen sei daher „ein nötiger Schritt“ gewesen, sagt Sareer, „um sicherzustellen, dass sich alle Länder mit dem Text identifizieren können.“ [1] Die Stimmung in Genf war denn auch gut, aber „es ist unklar, inwiefern das damit zusammenhängt, dass in Genf nicht wirklich verhandelt wurde.“, sagt Alix Mazounie, vom Klimanetzwerk CAN.
Ob die gute Stimmung anhält, zeigt sich spätestens im Juni. Dann treffen sich die Klimadiplomaten in Bonn um den mittlerweile 86 Seiten langen Text wieder zu kürzen. Eine der wichtigsten Fragen ist dabei die Unterscheidung zwischen Industrie- und Entwicklungsländern. Im Moment beruht diese auf einer Liste aus dem Jahr 1992. Doch mittlerweile ist China der grösste Emittent von CO2 und einige ‚Entwicklungsländer‘ sind wohlhabender als Industriestaaten. Eine Möglichkeit besteht darin, dass die Länder selber entscheiden, wie ‚entwickelt‘ sie sind und welchen Beitrag, sie zum Klimaschutz leisten wollen. Doch es gibt auch neue Vorschläge: Äthiopien will zwar an einer Zweiteilung der Welt festhalten, jedoch Indikatoren festlegen, wann ein Land zum ‚Industriestaat‘ befördert wird. Und Brasilien schlägt vor, ein System mit mehr als zwei Gruppen zu schaffen. Indien vertritt derweil weiter seine legalistische Position: “Die Kategorien der UN-Klimakonvention kann man nicht ändern.“, sagt Shankar Prasad, der Leiter der indischen Delegation. [2]
Der EU und der Schweiz ist es wichtig, dass sich nicht nur die Entwicklungsländer stärker an Klimaschutz beteiligen, sondern dass auch der internationale Flug- und Schiffsverkehr einen Beitrag leistet. Diese beiden Sektoren tragen derzeit je rund drei Prozent zu den globalen CO2 Emissionen bei. Doch bis 2050 werden die Emissionen des Flugverkehrs um 270 Prozent und die des Schiffsverkehr um 250 Prozent wachsen. Dann wären diese beiden Sektoren für rund ein Viertel der totalen CO2 Emissionen verantwortlich, wenn die anderen Emissionen wie nötig sinken. Doch bislang passiere in diesen beiden Sektoren zu wenig, beklagt Bill Hemmings vom Brüsseler Forschungsinstitut Transport and Environment: „Das Thema ist noch nicht einmal auf der Agenda der UN-Schifffahrtsorganisation IMO. Die UN-Luftverkehrsorganisation ICAO hat versprochen, bis 2016 zu handeln, aber operiert mit totaler Geheimhaltung. Beide Sektoren sind von Treibstoffsteuern ausgenommen. Daher wäre eine Abgabe auf Emissionen sinnvoll.“ [3] mic
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[1] Reuters, 11.02.2015: UN deal to combat global warming complicated as length of draft text balloons
[2] Niti Central, 13.02.2015: US move to make UNFCCC changes rejected by developing nations
[3] Financial Times, 12.02.2015: Talks target emissions cap on airline and shipping industries