Ehrgeiz „Made in Korea“ und eine Notlösung in Japan

Während Korea aus Überzeugung auf „Grünes Wachstum“ setzt, sucht Japan verzweifelt nach Alternativen zu seinen Fukushimas

Kein anderes Entwicklungsland ist beim Klimaschutz so ehrgeizig wie Südkorea. Trotzdem ist das Ausbauziel für erneuerbare Energien bescheiden. Südkorea setzt vor allem auf Atomstrom. Dies ist in Japan mittlerweile anders. Doch noch traut sich Tokyo nicht, voll auf erneuerbare Energien zu setzen. Dem Land der aufgehenden Sonne fehlt die Erfahrung mit Wind- und Solarkraftwerken.

„Me First“ lautet das Motto des südkoreanischen Präsidenten Lee Myung-bak, wenn es um den Kampf gegen den Klimawandel geht. Aus diesem Grund hat Südkorea als erstes Entwicklungsland eine nationale Obergrenze für Treibhausgasemissionen verabschiedet und die Einführung eines Emissionshandelssystem beschlossen. Damit sollen ab 2015 die Emissionen von 11 000 koreanischen Firmen gedeckelt werden. Ähnlich fortschrittlich zeigte sich Südkorea auch während der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008. 81 Prozent des koreanischen Stimuluspakets wurden in „Grünes Wachstum“ investiert – ein Weltrekord. Gleichzeitig setzt Korea aber auch auf den Ausbau der Atomkraft: deren Anteil soll von heute 33 Prozent auf 60 Prozent des Stromverbrauchs im Jahr 2030 gesteigert werden. Da bleibt relativ wenig Platz für Erneuerbare. Diese sollen statt wie heute zwei Prozent im Jahr 2030 elf Prozent des Strombedarfs decken.

Geradezu gegenteilig sieht die Situation in Japan aus. Das Land hatte früher eine fortschrittliche Klimapolitik, hat aber mittlerweile angekündigt bei einer Verlängerung des Kyoto Protokolls nicht mehr dabei zu sein. Und auch das Emissionsziel könnte zurückgenommen werden: Eigentlich wollte Japan seine Emissionen bis 2020 um 25 Prozent im Vergleich zu 1990 reduzieren. Doch wegen des Atomunfalls von Fukushima ist Japan dabei seine Energiepolitik grundsätzlich zu überdenken. Kurzfristig ist der Verbrauch fossiler Energien massiv gestiegen, da zeitweise alle japanischen Atommeiler vom Netz genommen wurden. Mittelfristig hofft Tokyo aber, den Anteil der Erneuerbaren Energien deutlich steigern zu können. Dies liegt auch am sehr niedrigen heutigen Niveau. Weniger als ein Prozent des japanischen Stromverbrauchs wird mit Wind und Sonne gedeckt. Doch nun hat Japan die höchsten Einspeisevergütungen der Welt und bezahlt doppelt soviel wie Deutschland für Solarstrom und viermal soviel für Windenergie. Ausserdem hat Japan das weltweit drittgrösste Potential für Geothermie. Damit hofft Tokyo den Anteil der Erneuerbaren auf über ein Drittel steigern zu können.

Ähnlich wie in China geht es den beiden nordostasiatischen Staaten beim Ausbau der Erneuerbaren nicht nur um Klimaschutz sondern auch um Energiesicherheit und Industriepolitik. Insbesondere Südkorea hofft seine Erfahrung im Schiffbau beim Bau von Off-shore Windfarmen nutzen zu können. Ein technisch besonders anspruchsvolles Off-shore Projekt ist derzeit in Japan geplant: Mit 80 schwimmenden Windrädern vor der Küste Fukushimas hofft Tokyo im Jahr 2020 ein Gigawatt Strom erzeugen zu können. Kurz, während der Weltmarkt für Erneuerbare lange von Deutschland und ein paar anderen europäischen Ländern dominiert wurde, wachen nun auch die Länder Asiens auf – sowohl als Nachfrager als auch als Anbieter. Damit bekommt der Markt neuen Schwung und eines Tages wird dann vielleicht auch das asiatische Supergrid Realität, das Australien mit China und Japan verbindet. mic

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