Heisse Luft und eine Beförderung

Erfolg von Kopenhagen entscheidet sich im Kleingedruckten

Die Aufregung um das dänische Geheimpapier wurde vertagt, da die wesentlichen Streitpunkte eh nur von den Staats- und Regierungschefs beschlossen werden können. Diese kommen aber erst nächste Woche. Jetzt sind noch die Klimadiplomaten am Zug und diese vermelden gute Fortschritte in den vielen, meist extrem technischen Dossiers. Und hier, im Kleingedruckten, entscheidet sich womöglich, was das zu erwartende „Abkommen von Kopenhagen“ für das Klima bringt. Grossartig verkündete Reduktionsziele für die Treibhausgasemissionen bringen nämlich wenig, wenn gleichzeitig gigantische Schlupflöcher geschaffen werden.

Das grösste ungelöste Problem ist einem erfreulichen Ereignis zu verdanken – dem Fall der Berliner Mauer im Jahr 1989. Durch den anschliessenden Zusammenbruch der Sowjetwirtschaft sind die Emissionen in Osteuropa, Russland und der Ukraine massiv gesunken. Da aber auch für diese Länder 1990 als Basisjahr gilt, haben sie in den letzten Jahren Milliarden an ungenutzten Emissionszertifikaten ansammeln können – „heisse Luft“ im Klimasprech. Russland allein besitzt Zertifikate im Wert von über fünf Milliarden Tonnen CO2. Dies entspricht den CO2 Einsparungen, die die Industrieländer (ohne die USA) für die Zeit bis 2020 angekündigt haben. Kurz, Russland allein kann die Anstrengungen der EU etc. zunichte machen, indem es seinen „Schatz“ an Zertifikaten auf den Markt wirft. Aus Sicht des Klimas ist damit klar, dass die „heisse Luft“ aus dem System verschwinden muss. Die Frage ist nur: Welchen Preis verlangen die Russen, um auf ihren „Schatz“ zu verzichten?

Auch um Geld geht es bei einer, aus Schweizer Sicht interessanten, Beförderung: Thomas Kolly, der Leiter der Schweizer Verhandlungsdelegation, ist zum Co-Chef einer neugeschaffenen Arbeitsgruppe ernannt worden. Die Gruppe versucht Geld für die Finanzierung von Anpassungsmassnahmen aufzutreiben, wie etwa den Bau von Deichen in Bangladesch. Dass in letzter Minute noch eine Arbeitsgruppe für dieses Thema geschaffen werden musste, ist allerdings ein schlechtes Zeichen: In der Arbeitsgruppe für Finanzfragen im allgemeinen wurde nicht genug Fortschritt erzielt. Aber noch ist ja Zeit: Zehn ganze Tage bis zum geplanten Ende der Konferenz. mic

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