Warten auf Kopenhagen

Der Markt für CO2 Emissionsreduktionen ist nur bis 2012 gesichert

Rund um die Vermeidung von CO2 Emissionen hat sich eine ganze Industrie entwickelt. Vorne mit dabei ist ein Schweizer Start-Up: South Pole Carbon.

Wie vekauft man etwas, das es nicht gibt, für teures Geld? Die Antwort auf diese Frage gibt der Markt für Treibhausgas-Emissionen. Eine Tonne nicht-existenten CO2s ist hier knapp 15 Euro wert. „Nehmen wir als Beispiel eine Stärkefabrik in Thailand. Hier werden die Abwässer aus der Produktionen in künstliche Seen geleitet, wo Bakterien die Stärke fressen und dabei das Treibhausgas Methan freisetzen. Wenn man nun den See überdacht und das Methan sammelt, verhindert man nicht nur die Freisetzung dieses besonders schädlichen Treibhausgases, sondern kann das Gas zur Energieerzeugung nutzen. Diese Energie wäre sonst durch die Verbrennung von fossilen Brennstoffen wie Kohle oder Öl erzeugt worden. Durch den Bau einer solchen Biogasanlage spart man also doppelt Emissionen ein, erst das Methan und dann das CO2 aus der Verbrennung von Kohle oder Öl.“ erklärt Patrick Bürgi, Partner von South Pole Carbon. „Damit man diese CO2 Einsparung nun verkaufen kann, muss man das Projekt erst bei der UNO registrieren und sich die Einsparung auf die Tonne genau zertifizieren lassen. Für jede Tonne erhält man dann ein CO2 Zertifikat, also ein Wertpapier, das man an einer Klimabörse verkaufen kann.“ Und genau diese Arbeit, von der Anlage des Projekts im Hinblick auf die Zertifizierung bis zum Verkauf der Zertifikate übernimmt South Pole Carbon. Der Bau der Biogasanlage hingegen, liegt in der Verantwortung eines Anlagenbauers.

Die Käufer dieser CO2 Zertifikate lassen sich in drei Gruppen unterteilen: Staaten, die sich im Kyoto-Protokoll zur Reduktion ihrer CO2 Emissionen verpflichtet haben und einen Teil dieser Reduktionen in Entwicklungsländern vornehmen; Unternehmen, die dem europäischen Emissionshandelssystem unterliegen und schliesslich Unternehmen und Private, die freiwillig ihre CO2 Emissionen kompensieren. Wer also bei Myclimate seinen Ferienflug nach Thailand kompensiert (18 000 Kilometer, 3,81 Tonnen CO2) kauft sich in ein Reduktionsprojekt wie die oben beschriebene Biogasanlage ein. Der freiwillige Markt macht aber nur rund zwei Prozent des Markts für derartige Klimaschutzprojekte aus. Die verbleibenden 98 Prozent sind denn auch der Grund für die Existenz von South Pole Carbon. Als der Stiftungsrat von Myclimate vor zwei Jahren eine Expansion in den „unfreiwilligen“ Pflichtmarkt abgelehnt hat, haben sich drei der Myclimategründer mit South Pole Carbon selbständig gemacht. Mittlerweile beschäftigt das junge Unternehmen über 70 Mitarbeiter in acht Niederlassungen und gehört weltweit zu den 15 grössten der noch jungen Branche.

South Pole Carbon profitiert dabei von den enormen Wachstumsraten im Markt für CO2 Reduktionen: Im Jahr 2007 wurden 874 Millionen Tonnen CO2 Einsparungen für 13,6 Milliarden Dollar verkauft, mehr als doppelt soviel wie im Jahr zuvor. Doch der Markt für Klimaschutzprojekte ist in Gefahr, da das Weltklimabkommen von Kyoto im Jahr 2012 ausläuft. Im Dezember diesen Jahres soll in Kopenhagen ein Nachfolgeabkommen ausgehandelt werden. Doch ob dies gelingt, ist nicht sicher und somit ist noch unklar, ob es nach 2012 noch Abnehmer für CO2 Einsparungen gibt. „Dies erschwert die Finanzierung der Projekte. Klimaschutzprojekte produzieren für bis zu 21 Jahre CO2 Zertifikate. Wer jetzt ein Projekt startet hat aber nur noch ein bis zwei Jahre lang einen Markt auf sicher. Das birgt ein gewisses Risiko und die internationale Klimapolitik muss jetzt ein klares Signal geben.“ sagt Patrick Bürgi.

Falls sich die Länder der Welt auf ein Kyoto-Nachfolgeabkommen einigen, wird es aber eher zu einer Ausweitung des Markts für Klimaschutzprojekte kommen. Denn derzeit wird noch viel zuwenig Geld in solche Projekte investiert. Das Hauptproblem ist, dass jedes Projekt einzeln geprüft und zertifiziert werden muss. Das kann pro Projekt bis zu 250 000 Euro über die ganze Projektlaufzeit kosten. Kleine Projekte lohnen sich da nicht. Daher fordert unter anderem der britische Klimaökonom Nicolas Stern, dass auch ganze Programme wie etwa der Bau von hunderten Mikro-Wasserkraftwerken in Indonesien und nicht nur Einzelprojekte zertifiziert werden können. Doch noch ist es nicht soweit. Da bleibt nur warten und hoffen: „Ich bin recht zuversichtlich, dass es zu einem Kyoto-Nachfolger kommt.“ sagt Patrick Bürgi. mic

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?
Dann abonnieren Sie doch weltinnenpolitik.net per RSS oder Email