Eine Studie zeigt: Einfluss grösser als gedacht
Biosprit wird mit Milliarden subventioniert. Davon profitieren Bauern und Politiker. Dass deshalb die Lebensmittelpreise steigen, bleibt da besser geheim.
Die Lebensmittelpreise steigen scheinbar unaufhörlich. Doch es ist nicht klar, warum. Für die einen sind Spekulanten Schuld, andere verweisen auf die Dürre in Australien, und dritte verorten das Problem bei chinesischen Kindern, die dank gestiegenem Wohlstand im Reich der Mitte mehr Milch trinken. Ein Faktor wurde dabei bislang unterschätzt, wie eine Weltbankstudie zeigt, die der britischen Zeitung «The Guardian» vorliegt: Die Umwandlung von Lebensmitteln in Biosprit. Dies habe die Lebensmittel nicht um drei Prozent verteuert, wie die US-Regierung glaubt, sondern um satte 75 Prozent. Die Hälfte der Preissteigerung von 140 Prozent zwischen 2002 und heute geht also auf die «grünen» Kraftstoffe zurück. Der Report stellt fest: «Ohne die Steigerung der Biospritproduktion hätten die weltweiten Weizen- und Maisvorräte nicht derart abgenommen. Und die Preissteigerungen aufgrund anderer Faktoren wären moderat ausgefallen.»
Problem erkannt, Problem gelöst, möchte man meinen. Doch da irrt der Laie, denn der Bericht ist geheim. Entwicklungsexperten glauben, dass die Weltbankstudie nicht veröffentlicht wird, um Präsident Bush eine Peinlichkeit zu ersparen. Biosprit wird in den USA massiv subventioniert: Aus mehr als 200 Subventionstöpfen werden jährlich über sieben Milliarden Dollar an die Bauern verteilt – ein tolles Geschäft.
In Anbetracht der fragwürdigen Ökobilanz von Biokraftstoffen meint ein ehemaliger Chefberater der britischen Regierung: «Mit den Subventionen für Biosprit treiben wir nur die Lebensmittelpreise nach oben, ohne etwas für den Klimaschutz zu tun.» Das hören die Verantwortlichen natürlich nicht gern. mic
Aus der Basler Zeitung vom 05.07.2008