Swissfoundations diskutiert die Rolle von Stiftungen in der Gesellschaft
Stiftungen müssen aktiv Lobbying betreiben, um ihre Ziele zu erreichen. Die Zeit der Mildtätigkeit ist vorbei.
Der Stiftungssektor boomt. Gleichzeitig sieht er sich wachsenden Erwartungen von Staat und Gesellschaft ausgesetzt, wie das 7. Herbstsymposium von Swissfoundations, dem Verband der Schweizer Förderstiftungen, gezeigt hat. Stiftungen müssen beweisen, dass ihr Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung die Steuerprivilegien rechtfertigt. Das beantwortet aber noch nicht die Frage, welche Rolle sie in der Gesellschaft spielen sollen und wie sie diese am wirkungsvollsten wahrnehmen.
Ausgangspunkt des Stiftungswesens war die mildtätige Gabe an Arme und Kranke, erläutert Volker Then von der Uni Heidelberg. Doch schon bald begannen sich Stiftungen für die Ursachen von Armut und Krankheit zu interessieren. Sie erkannten, dass sie mehr Wirkung erzielen konnten, wenn sie statt der Symptome die Ursachen bekämpften. Heute sei die Aufgabe von Stiftungen, politischen und sozialen Wandel herbeizuführen, bestätigt Luc Tayart de Borms, CEO der belgischen König-Baudouin-Stiftung und des europäischen Stiftungsnetzwerks.
Um Staat und Gesellschaft nachhaltig zu verändern, reiche es nicht, Geld zu verteilen. Stiftungen müssten vielmehr ihr Ansehen und ihre Unabhängigkeit nutzen, um aktiv Lobbying zu betreiben. Sie müssten gezielt kommunizieren und Menschen mobilisieren, um öffentlichen Druck aufbauen zu können, meint Tayart de Borms. Dabei sei es unerheblich, ob eine Stiftung die Projekte selber durchführe oder einfach finanziere. Wichtig sei letztlich nur die Wirkung, die erzielt werde.
Doch wie lässt sich diese Wirkung messen? Welchen Wert hat Lebensqualität oder schlicht ein menschliches Leben? Einen Ansatz zur Bewertung biete das Konzept des «Social Return on Investment», erklärt Volker Then. Um die Leistungen von Non-profit-Organisationen transparenter zu machen, werde hier versucht, alle Folgen eines Projekts in Franken und Rappen zu beziffern und dann mit der ursprünglichen Investition in Beziehung zu setzen. Letztlich habe Einstein aber wohl doch recht, als er meinte: «Was wirklich zählt, lässt sich nicht zählen und was sich zählen lässt, zählt nicht wirklich.» Dies dürfte auch für die Zahl der Stiftungen und deren Wirkung gelten. mic
Aus der Basler Zeitung vom 02.11.2008