Nigeria gibt Währung frei

Koppelung an Dollar nicht mehr zu halten

Wegen des niedrigen Ölpreises und der Produktionsausfälle in Folge von Unruhen im Nigerdelta muss die nigerianische Zentralbank den festen Wechselkurs zum US-Dollar aufgeben. Die Märkte reagierten positiv auf die Nachricht.

Ab Montag unterliegt der Kurs der nigerianischen Währung Naira wieder den Marktkräften. [1] Die Nationalbank des Landes hat angekündigt die Koppelung an den Dollar, also den ‚Peg‘, aufzugeben. Nach Russland, Kasachstan und Angola wertet damit ein weitere Ölexporteur seine Währung ab. Der Peg liegt derzeit bei 199 Naira pro US-Dollar. An den Future-Märkten liegt der Kurs aber bei knapp 300 Naira und auf dem Schwarzmarkt kostet ein Dollar rund 370 Naira. Für die 175 Millionen Nigerianer bedeutet dies zweierlei: Einerseits werden Importe deutlich teurer, andererseits dürfte damit der Mangel an alltäglichen Waren behoben sein. Um den Peg zu verteidigen musste die Zentralbank in den letzten Monaten Dollar rationieren. Ausserdem galten Kapitalverkehrskontrollen.

Ogoniland. Guerillakrieg statt Landwirtschaft und Fischfang. Die Bewohner des Nigerdeltas wollen nicht nur die Folgeschäden sondern auch einen Teil der Einnahmen aus der Ölproduktion. (Foto: FoE / Flickr)
Ogoniland. Guerillakrieg statt Landwirtschaft und Fischfang. Die Bewohner des Nigerdeltas wollen nicht nur die Folgeschäden sondern auch einen Teil der Einnahmen aus der Ölproduktion. (Foto: FoE / Flickr)

Die Märkte haben die Nachricht postiv aufgenommen: An der nigerianischen Börse stiegen die Aktienkurse um 3,1 Prozent. Ausserdem stiegen die Preise für nigerianische Staatsanleihen (in US-Dollar), sodass deren Rendite um 0,5 Prozent auf noch 7,1 Prozent fiel. Die Freigabe des Wechselkurses sei „wohl das Beste, worauf die Märkte hoffen konnten“, sagte Ridle Markus von der Barclays Bank gegenüber der Nachrichtenagentir Bloomberg. [2] Die Zentralbank hofft, dass sich der Kurs der Naira mittelfristig bei rund 250 Naira pro Dollar einpendeln wird. „Ich kann Ihrer Exzellenz versichern, dass wie relativ optimistisch sind, dass der Kurs bei rund 250 Naira liegen wird.“, schrieb der Chef der nigerianischen Zentralbank, Godwin Emefiele, an den Präsidenten des Landes, Muhammadu Buhari. [3]

Der Peg war erst im März 2015 eingeführt worden, und Buhari hatte noch vor zwei Wochen gesagt, dass die Koppelung bleibt. Doch das wirtschaftliche Umfeld trübte sich immer mehr ein: Im ersten Quartal dieses Jahres ist Nigerias Wirtschaft um 0,4 Prozent geschrumpft. Die Inflation liegt über 15 Prozent. Um den Peg zu verteidigen musste die Nationalbank immer mehr ihrer Devisenreserven verkaufen. Seit Beginn des Jahres sind diese um ein Zehntel geschrumpft. Grund für Nigerias Schwierigkeiten ist der Ölpreis und die wieder aufflammenden Unruhen im Nigerdelta, wo das Öl gefördert wird. Öl hat in den letzten beiden Jahren mehr als die Hälfte an Wert verloren und liegt derzeit bei rund 50 Dollar pro Barrel (159 Liter). Das ist allerdings deutlich mehr als noch im Januar dieses Jahres, wo das Barrel für rund 30 Dollar zu haben war. Der Hauptgrund für den Preisanstieg seit Januar liegt aber auch in Nigeria: Dort greifen Rebellen wie die ‚Niger Delta Avengers‘ die Ölinstallationen des Landes an. Daher ist die Ölproduktion in Nigeria von 2,2 Millionen Barrel pro Tag auf noch 1,5 Millionen Barrel gefallen.

Unruhen im Nigerdelta sind nicht neu: In den Jahren vor 2009 herrschte dort ebenfalls Bürgerkrieg. Doch dann konnten sich die Regierung und die Rebellen einigen und die Waffen schwiegen. Frühere Rebellen erhielten dafür eine monatliche Zahlung von rund 400 Dollar oder Jobs im Wachdienst für die Ölanlagen. [4] Doch Buhari kürzte die Mittel für die Befriedung des Deltas um 70 Prozent. [4] Seit Beginn dieses Jahres werden daher wieder Pipelines in die Luft gesprengt. Hauptkritikpunkte von Gruppen wie den ‚Niger Delta Avengers‘ sind die Verteilung der Öleinnahmen und die Verschmutzung der Umwelt durch die Ölförderung. Das Nigerdelta ist ein riesiger Mangovenwald. Doch ein Grossteil davon ist verschmutzt. Allein der Ölkonzern Royal Dutch Shell hat zugegeben, dass es in den letzten zehn Jahren mehr als 1600 Lecks gegeben hat. Dadurch wird Volksgruppen wie den Ogoni, die Landwirtschaft und Fischfang betreiben, die Lebensgrundlage entzogen. mic

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?
Dann abonnieren Sie doch weltinnenpolitik.net per RSS oder Email
oder folgen sie der Facebook Seite

[1] Central Bank of Nigeria, Juni 2016: Revised Guidelines for the Operation of the Nigerian Inter-Bank Foreign Exchange Market (PDF)

[2] Bloomberg, 16.06.2016: Out of Options Amid Economic Slump, Nigeria Abandons Naira Peg

[3] Reuters, 16.06.2016: Nigerian central bank ‘optimistic’ naira will settle at 250 per dollar – document

[4] Foreign Policy, 14.06.2016: Trouble Is Brewing in Nigeria’s Oil Country